Multitracker für Radiointerviews ZOOM MRS-4 und ZOOM PS-04 - im preiswerten semiprofessionellen Bereich angesiedelt

  • Updated Jan. 2006


    ZOOM MRS-4 und ZOOM PS-04


    Dies sind 2 hervorragende "Multitracker", die ich beide für Radiointerviews getestet habe. ZOOM ist eher im preiswerten semiprofessionellen Bereich angesiedelt. Man kann sie professionell nutzen, doch dies ist sicher nicht die Zielgruppe. Ich beschreibe sie hier lediglich in der Verwendung Radiointerviews nicht Musikaufzeichnung. Sie haben beide noch vielfältigere Funktionen, als ich sie hier beschreibe. Leider ergeben sich dadurch multiple Mehrfachbelegungen der Tasten.


    Beide zeichnen 4 Spuren (max. 2 zugleich) auf eine max. 128MB SmartMediaCard in einem eigenen Format auf, das vermutlich verlustfrei um den Faktor 2 komprimiert. Ich nehme an verlustfrei, weil der Faktor 2 bei WAV-Dateien mit WinZIP durchaus erreicht werden kann. Per Cardreader kann man die Dateien auf den PC übertragen und in WAV umwandeln PC ab WIN98, Mac, ggf. Linux. Man kann auch WAV vom PC auf das Gerät übertragen, um z.B. ein Anfangs-Jingle einzuspielen für etwas Lifeatmosphäre beim Interview.


    Sampling Rate ist ca. 32 bzw. ca. 16 kHz, was bei Sprachaufnahmnen absolut ausreichend ist. Aufnahmedauer ca. 65 Trackminuten bei 32kHz. 2 Tracks können zugleich aufgenommen werden, dann sind es pro Track ca. 33 Minuten. Für Podcasting empfehlen sich 16 kHz, d.h. rund 65 Minuten pro Track bei 2 Tracks, also 130 Minuten bei 1 Track.


    Die Stromversorgung läuft in beiden Fällen über 4 Mignonzellen (AA) sowohl als Batterie oder Akku (auch große 2600mAh NiMh-Akkus) oder auch Netzadapter. Bei Betrieb mit Akkus ist die blinkende "Low Batt" Warnung im LCD-Display ist katastofal. Zum einen nimmt man sie kaum wahr, zum anderen kommt sie zu spät, um noch reagieren zu können. Mit großer Wahrscheinlichkeit (je nach Samplingfrequenz) führt ein Ausfall der Stromversorgung zu Datenverlust.


    Beide Geräte haben keine Phantomspeisung. Da es aber hochwertige Mikros mit Batterie gibt, ist das kein Problem. AKG C1000S, Rode NT3. http://audacity.fuchsi.de/forum.php?req=thread&id=797



    Der ZOOM MRS-4 hat zwei 6,35mm Klinkenstecker-Eingänge mit Mikrofonvorverstärker für Mikrofon oder Line (Gitarre etc.) Es gibt entsprechend 2 Gain-Regler und eine Aussteuerungsanzeige für Gain und den dazugehörigen Kanal.
    Jeder Kanal hat noch Effekte wie Limiter, Kompressor und FX wie Echo, Hall usw. und Zweiband-EQ schon während der Aufnahme. Output über Cinch Line-out und großen 6,35mm Kopfhörerausgang. Mit einem Y-Kabel kann man problemlos 2 Kopfhörer anschließen, wenn diese über 64 Ohm haben.
    Maße B 220 x T 165 x H 56,3mm Gewicht 700g, Kabelanschlüsse alle hinten. Also eher etwas für den Tisch. Nicht so gut im Gehen zu benutzen.


    Der ZOOM PS-04 hat ein eingebautes Mikro mit Kugelcharakteristik und einen 6,35mm Klinkenstecker-Eingang mit Mikrofonvorverstärker für Mikrofon oder Line (Gitarre etc.) Daneben noch einen 3,5mm Line-in z.B. von CD und einen 3,5mm Line-out und 3,5mm Kopfhörerausgang.


    Dieses Gerät hat etlich Effekte wie Limiter, Kompressor und FX wie Echo, Hall usw. und Dreiband-EQ schon während der Aufnahme. Limiter und Kompressor lassen sich detailliert einstellen, Threshold, Ratio, Attack, Release (beim Limiter nicht Attack). Maße B 85mm x T 133mm x H 36mm, Gewicht 160g. Also leicht mit einer Hand zu halten und zu bedienen.



    Der größte Unterschied zwischen beiden Geräten ist die Größe, die Anzahl Effekte, LCD-Anzeige, Mikrofon-Anschlußmöglichkeiten.


    Die Größe / Gewicht wurde oben schon erwähnt. Verglichen mit ganz alten Aufzeichnungsgeräten oder auch noch aktuellen Sony Kasettengeräten sind beide Geräte aber als klein zu bezeichnen. die Grundidee bei der Anwendung ist, daß der PS-04 in der Hand gehalten wird während der MRS-4 im Aussehen eher einem klassischen Multitracker ( Mehrspurkassettenrecorder) entspricht und somit auf dem Tisch steht.


    Der MRS-4 hat alle Effekte, die man "unbedingt" braucht. Vor allem einen Limiter und Kompressor (der Signalbegrenzer in Varianten für Line, Mik, Gesang, Akustikgitarre) mit jeweils 10 Stufen, die allerdings nicht näher definiert oder eben auch nicht detailliert einzustellen sind.


    Ein ganz wesentlicher Vorteil ist, daß man eine klare hintergrundbeleuchtete LCD-Anzeige hat für jeden der beiden Eingangskanäle (Gain) und auch für die Aufnahmekanäle. So kann man zwar Limiter und Kompressor nicht detailliert einstellen, man kann aber am Unterschied des Pegels Gain und Kanal sehen, daß und wieviel sie arbeiten. Die Unterschiede sind auch akustisch klar wahrnehmbar. Wie gut die sind, merkt man besonders dann, wenn man mal vergißt sie einzustellen. Mir reicht es für Radio auf jeden Fall.


    Der PS-04 hat eine irrsinnige Menge an allen möglichen Effekten (viele ähnlich wie Boden-Effektgeräte, Rhytmuseffekte Baßgitarre und Drums) und einen detailliert einzustellenden Kompressor / Limiter, die einen aber zur Verzweiflung bringen können, weil man keine Anzeige hat, die deren Wirkung anzeigt und akustisch konnte ich die Wirkung beim Limiter auch kaum wahrnehmen. Da man beim Limiter kein Attack regeln kann, konnte ich bei fast jeder Einstellung mit dem Handmik ein Clipping produzieren. Da trösten auch die vielen Zusatzfunktionen wie Deesser, Stimmfarbe, akustische Simulation von verschiedenen Räumen nicht.


    Der MRS-4 hat 2 große unsymmetrische Mikeingänge, der PS-04 nur einen. D. h. ich kann 2 Miks zugleich anschließen und Gain regeln. Das entspricht eher einem Studioaufbau.
    Der PS-04 kann das nur bei einem externen Mik und zeitgleich noch mit dem eingebauten Mik. Das Problem ist nur, daß das eingebaute Mik eine Kugel ist, und somit mehr für Atmo da ist als für gezielte Aufnahmen eines Interviews. Dafür ist es nur im Notfall zu gebrauchen. Es nimmt so ziemlich alles auf und auch Handhabungsgeräusche am Gerät, einen Windschutz gibt es nicht. Um zeitgleich ein zweites Mik anzuschließen, müßte man dies über ein Mischpult machen in den Line-in des PS-04. Dies würde dann wieder dem normalen Studioaufbau entsprechen.


    Man sollte sich also fragen, wie häufig Reportagen im Umhergehen und wie häufig Interviews im Sitzen mit möglicherweise 2 Miks gemacht werden. Es ist eben etwas umständlicher dem PS-04 mit einem zweiten Mik zu versorgen und es ist etwas unbequemer den MRS-4 umherzutragen.

  • Hallo B1000,


    erstmal danke für die Infos.


    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann nimmst Du bei Aufnahmen fürs Radio in 32 kHz und bei Aufnahmen fürs Internet in 16 kHz auf.


    Und die maximale Aufnahmedauer beträgt bei 32kHz zwei Mal 33 Minuten und bei 16 kHz zwei Mal 65 Minuten.


    Klingt ja eigentlich ausreichend, denn ich bekam zuerst einen Schreck, als ich 128 MegaByte als maximale Größe der Speicherkarten gelesen habe - zudem auch noch SmartMedia, die ja nun die unzuverlässigsten weil empfindlichsten Typen von Speicherkarten sind...


    Aber dafür gibt es SM-Kartenleser für alle möglichen Anschlüsse (PCMCIA, seriell, USB, fest eingebaut in einigen Laptops, etc.) wie Sand am Meer, also wieder ein Vorteil...


    Allways happy recordings,
    oli

  • Ja, korrekt. Die Karten sind auch noch die teuersten... Ca. 17 Euro bei eBay, neu. Die passen aber auch in den MP3 Medion MD 9781. http://audacity.fuchsi.de/549


    So habe ich 3 Systeme und 1 Sorte Karten. Da der MRS-4 Cinch Line-out hat, kann ich mit dem MP3 quasi als Backup mit 44,1 kHz oder Luxus 48 kHz aufnehmen, wenn es denn unbedingt sein muß (muß für mich nicht). Die Optimierungsmöglichkeiten sind of ganz woanders. Schau Dir mal Podcasts an, dann weißt Du wo nicht kommerzielle Radiomacher Schwächen haben. Kompressor und Limiter, Haltung des Mikros, Ploppschutz usw. Vom Inhalt habe ich noch garnicht gesprochen.


    Die Zeitangaben sind richtig, das reicht alle male, weil ich ja auch 3 Karten habe. Mehr als 30 Minuten Interview ist eh selten. Und wenn Du nochmal die Preise von den Geräten anschaust dann kann man sich auch noch mehr Karten kaufen. Auf jeden Fall schätze ich die Unabhängigkeit vom PC bis auf den Kartenleser.

  • Ja, das scheint auch das einzige und sehr gute Forum dazu zu sein.


    Heute Abend habe ich endlich den Limiter und Kompressor im PS-04 gefunden und eingestellt. Ich bin da eh hart im Nehmen und muß das erst mal praktisch erproben. Auf jeden Fall habe ich neulich 2 Interviews mit 16 kHz gemacht und war wie immer sehr zufrieden. Mik mein AKG C1000S.


    Die Teile sind geschnitten und fürs Radio auf 44,1 hochgerechnet. Kein Problem. Das eingebaute Mik muß ich noch live testen. Für einen Schnellschuß wird es reichen, aber es ist eben eine Kugel.