Wie wichtig ist die Soundkarte

  • Hallo,
    meine Arbeit mit Audacity besteht hauptsächlich darin, Konzertaufnahmen (Chor, Orchester, Solisten) von MiniDisc in den Rechner einzuspielen, den Pegel evtl. anzupassen, zu schneiden (mit Einblenden/Ausblenden) und einzelne .wav-Dateinen zu erstellen, die später auf Audio-CD gebrannt werden.
    Hierzu benutze ich den on-board-Soundchip, frage mich aber, ob eine eigene Soundkarte eine Qualitätsverbesserung bringen würde. Beim Einspielen verwende ich die Standard-Einstellung 44,1 kHz/32bit float. Ich vermute mal, dass der Soundchip nur 16 bit kann und Audacity das dann auf 32 bit expandiert. Für die spätere Rechnerei beim Pegelanpassen mag das ja sinnvoll sein, aber wenn ich wenigstens mit 24 bit einspielen könnte, wäre das sicher besser. Andererseits ist fraglich, ob das, was die MiniDisk analog liefert, den Aufwand überhaupt lohnt. Kann mir da jemand raten?
    Danke
    graupen

  • Zitat


    ... frage mich aber, ob eine eigene Soundkarte eine Qualitätsverbesserung bringen würde ...


    Antwort von Radio Eriwan: im Prinzip schon ... - die Antwort ist nicht so einfach


    Meine eigenen Erfahrungen mit OnBoard karten gehen eigentlich dahin, dass erstens die Hochfrequenzstörungen (äussert sich in Rauschen) meist erheblich grösser sind als selbst die von eingebauten PCI Soundkarten (PCI = Standard Computer Steckplatz für Erweiterungskarten). Noch dazu befinden sich in den Ein- und Ausgangstonleitungen dieser Soundkarten meist Funkentstör-Bauteile, die (zumindest in allen von mir bisher verwendeten Computern) einen Teil der Höhen bereits während der Aufnahme wegschneiden.


    Zitat


    ... ich vermute mal, dass der Soundchip nur 16 bit kann und Audacity das dann auf 32 bit expandiert ...


    Bei einer OnBoard Karte höchstwahrscheinlich ja - Noch eine Information: soweit ich weiss kann Audacity unter Windows sowieso nur in 16-bit aufnehmen (falls der Markus das liest und diese Information veraltet sein sollte bitte korrigieren).


    Zitat


    ... wenn ich wenigstens mit 24 bit einspielen könnte, wäre das sicher besser ...


    Theoretisch ja, sofern die Mikrofone und *ganz wichtig* der Mikrofonvorverstärker einen Störabstand von besser als 96dB haben. Die eingebauten Mikrofonvorverstärker von Standard MD-Recordern können das z.B. nicht, zumindest kenne ich keinen der das kann (der Recorder selbst kann das schon, die Vorverstärker rauschen aber meist).


    Ich selber verwende wenn's wirklich drauf ankommt einen externen Batterie-Vorverstärker (Batterie brummt nicht) am Line-Eingang eines Standard Sony MiniDisc-Recorders (10 Jahre alt, genauen Typ muss ich zu Hause nachschauen) und spiele dann ebenfalls auf Line-Pegel mit einer externen USB Soundkarte (m-audio Transit USB) in 24-bit in den Rechner rein. Das Rauschen ist danach kleiner als 1-bit auf einer CD und damit unhörbar. Ist aber eine ganz schöne Fummlerei, das so hinzubekommen, dass nichts rauscht und nichts brummt.


    Für 'nicht-extrem-Hifi' Anwendungen würde eigentlich auch eine 16-bit Soundkarte ausreichen, die meiner Erfahrung nach nach kritischsten Teile der gesamten Aufnahmekette sind eher das Mikrofon selbst und der Vorverstärker. Von deren Messwerten hängt es ab, ob sich der Aufwand mit 24-bit lohnt oder nicht.

  • Danke für die schnelle und ausführliche Hilfe. Ich werde bei meiner bisherigen Vorgehensweise bleiben, zumal die Aufnahmen selbst nicht von mir, sondern von einem anderen gemacht werden und ich nur die fertigen MIniDiscs zur Weiterbearbeitung geliefert bekomme.
    Betse Grüße
    graupen

  • Ganz kurze Anmerkungen:


    1. Minidisc ist eh nur 16-bit, und zwar sogar noch ATRAC-komprimiert (ähnlich MP3). Da würde ich eher am Aufnahmegerät "aufrüsten", z.B. mal einen DAT anschaffen oder sogar ein "richtiges" digitales Aufnahmegerät, zumal man von so einem Gerät dann auch gleich digital in den Rechner könnte (per USB, Digitalanschluss o.ä.).


    2. Zu "Audacity nur 16-bit unter Windows": Jein. Unter WMME gilt das, Audacity 1.3.4 unterstützt aber DirectSound, was eigentlich 24-bit können sollte. Hab's aber noch nie ausprobiert.


    3. Die Qualität einer Soundkarte wird nicht nur von der Anzahl der Bits definiert. Gerade Onboard-Soundkarten haben oft einen ziemlich schlechten Frequenzgang, starkes Grundrauschen usw. Da ist die Anschaffung einer qualitativ hochwertigen Soundkarte auf jeden Fall in Erwägung zu ziehen, auch wenn man mit der dann nur 16-bit aufnimmt.

  • Ich denke, dass die Zeit der MiniDisc sowieso vorbei ist, Digital-Flash-Recorder kosten auch nicht mehr (M-Audio Fast Track II für 300 Euro, andere auch schon für 100 Euro weniger). Deshalb werde ich auch nicht mehr in eine hochwertige Soundkarte investieren.

  • Zitat


    ... ich denke, dass die Zeit der MiniDisc sowieso vorbei ist ...


    Da sind wir uns glaube ich alle drei einig, vor acht oder zehn Jahren (Kaufdatum meines MD-Recorders) sah das halt noch anders aus, ein DAT-Recorder war damals ungefähr zehnmal teurer als ein MD-Recorder. Die Google Forschung hat gerade ergeben, dass selbst ein nagelneuer DAT-Recorder in Standard Wohnzimmer Ausführung für ca. 200_Euro schon zu haben ist, für Choraufnahmen (wenn es selten auf's Gerät draufregnet oder ähnliche Geschichten wird eigentlich nicht unbedingt ein 'Profi' Recorder gebraucht) würde das sogar besser funktionieren als mit MD, weil die Möglichkeit besteht, die DAT-Aufnahmen direkt auf digitalem Weg zu überspielen. Zu den Problemen der Digitalüberspielung neuerer MD-Recorder mit USB-Schnittstelle gibt es bereits mehr als genug Berichte in diesem Forum, das brauche ich jetzt hier glaube ich nicht zu wiederholen.


    Zitat


    ... Minidisc ist eh nur 16-bit, und zwar sogar noch ATRAC-komprimiert (ähnlich MP3) ...


    Von der Kompression (egal welcher, Ausnahme vielleicht verlustlose Kompressionsverfahren wie 'flac' etc.) war ich sowieso noch nie grossartig begeistert, der Hauptgrund für diesen Kompromiss war damals eigentlich der unbezahlbare Preis der DAT-Recorder. Zum Überspielen ohne Rauschen brauchst Du aber trotzdem mehr als 16-bit, um die Geräusche der Analog-Überspielung selbst hinterher wieder wegzukriegen. Wie aber bereits oben gesagt, wenn es nicht gerade 'ultra-mobil' sein muss (Radio-Reportage etc.) würde ich mir heute eher einen DAT-Recorder und eine Soundkarte mit Digitaleingang kaufen (gleich nachdem ich im Lotto gewonnen habe).


    Zusammenfassung: Meiner Erfahrung nach bringt eine externe USB Soundkarte der Preislage 80 bis 150 Euro schon eine Verbesserung gegenüber einem OnBoard Chip, ob sich das in graupens Fall wirklich lohnt (ich weiss ja nicht wie erträglich oder unerträglich der OnBoard Sound klingt) kann ich natürlich nicht entscheiden.