Durch die Fragestellung eines anderen Nutzers und ein amerikanisches Video zu dem Thema habe ich einen Versuch gestartet, der ein ganz neues Problem aufzeigte, das ich mir nicht erklären kann.
Primär ging es darum, mp3-Dateien in Audacity zu importieren und diese dann wieder zu exportieren. Ich wollte den Qualitätsunterschied dieses Re-Imports herausarbeiten und stieß dabei auf ein anderes Phänomen.
Da viele Nutzer der Ansicht sind, man könne mal schnell eine mp3 in Audacity importieren und sie nach der Bearbeitung wieder als mp3 exportieren, wollte ich den Qualitätsverlust nachvollziehen. Vor allem dann, wenn man die bearbeitete und verlustbehaftet exportierte mp3 erneut in Audacity importiert.
Fazit: Ja, es tritt ein (kleiner, aber) messbarer Verlust auf.
Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte: Die jeweiligen Stücke sind nicht synchron.
Damit ist es mit mp3 nicht möglich, die Dateien zur synchronen Nachbearbeitung in Audacity zu importieren.
Vorgehensweise:
1.) Erstellung einer Original-Aufnahme.
2.) Export dieses Originals in eine test.mp3 (192 kbps, kein Joint Stereo, keine Einträge im ID3-Tag).
3.) Import der test.mp3 in eine zweite Spur dieses Projekts mittels drag & drop.
4.) Export dieser zweiten Spur in eine test 2.mp3 mit den gleichen Parametern wie zuvor.
5.) Import der test 2.mp3 in eine dritte Spur des Projekts mittels drag & drop.
5.) Export dieser dritten Spur in eine test 3.mp3 mit den gleichen Parametern wie zuvor.
6.) Import der test 3.mp3 in eine vierte Spur des Projekts mittels drag & drop.
7.) Export und Import einer test 10.wav aus dem Original zu Vergleichszwecken wie zuvor beschrieben.
Meine Testergebnisse:
Gemessen an einer vergleichbar markanten Stelle verschob sich dieser Punkt gegenüber dem Original...
a) um 0,06 Sekunden bei der test.mp3, also dem ersten Export in ein datenreduziertes Format;
b) um 0,05 Sekunden beim erneuten Export in die test 2.mp3
sowie, ebenfalls
c) um nochmals 0,05 Sekunden beim Export in die test 3.mp3.
Der Re-Import der test 10.wav hingegen zeigte keinerlei Verschiebung.
Damit ist die in einem Video gezeigte Vorgehensweise der Speicherung einer Summe von Spuren als mp3 und Re-Import zwecks Differenzierung mit und von anderen Spuren schlichtweg Makulatur, weil sie danach nicht mehr synchron zueinander stehen.
Folgende Fragen stellen sich:
- Wie kommt es zu dieser geringfügigen, wenn auch für die Bearbeitung bedeutsamen Verlängerung der Datei am Anfang?
- Mit welcher Methode bekommt man diesen Versatz am besten beseitigt, so dass die Stücke / Spuren wirklich (!) wieder synchron sind?
Bewiesen ist damit in jedem Fall, dass aus gleich zwei Gründen mp3 das denkbar schlechteste Format für die (Wieder-)Bearbeitung in Audacity ist. Um Stücke immer wieder bzw. nachträglich bearbeiten zu können, sollte entweder Audacity als gesamtes Projekt (*.aup mitsamt Ordner) oder die Audiodatei zumindest in einem nicht verlustbehafteten Format (*.wav) gespeichert werden.
Diese These vertrete ich ja schon länger gebetsmühlenartig, aber wen interessiert das schon...