Wie ist LP-Rauschen optimal zu entfernen?

  • Hallo zusammen!
    Opern und andere klassische Aufnahmen auf Vinyl möchte ich jetzt auf Audio-CDs transportieren. Dabei hilft mir jetzt Audacity auf einem Windwows-7-System mit Realtek High Definition Audio, Treiber 6.0.1.6299. Das Musik-Signal kommt über den Line-In-Eingang direkt von einem Legacy-Plattenspieler mit Stereo-Magnet-Tonabnehmer (Rumpel-Fremdspannungsabstand -56 dB, Rumpelgeräuschspannungsabstand -78 dB. Das Signal kommt relativ schwach an, ist aber mit Hilfe des Audacity-Effekts Verstärken gut zu bearbeiten. Ich wähle dabei eine Verstärkung um 20 dB. Mit der Musik erfasst Audacity auch das dezente, aber doch störende LP-Rauschen. Das versuche ich zu entfernen mit Hilfe des Audacity-Effekts Rauschentfernung. Mit Schritt 1 versuche ich das Rauschprofil zunächst zu ermittteln aus der musikfreien Anspielzeit von etwa 4 Sekunden Länge. Dazu meine erste Frage: Werden damit die Parameter für den Schritt 2 schon voreingestellt? Ich habe den Schritt 2 dann aber mit folgenden Parametern getestet:
    Absenkung 12 dB, Empfindlichkeit 0,00 dB, Freqenzglättung 150 Hz, Ansprech/Abklingzeit 0,08 s. Das Ergebnis war ganz ordentlich, aber stellt mich noch nicht ganz zufrieden. Jetzt ahne ich, was der alte analoge Verstärker an der alten Stereo-Anlage leistete, um die Musik astrein auf den angeschlossenen Lautsprechern zu präsentieren. Meine zweite Frage: Wie könnte ich ein vergleichbares Ergebnis mit Audacity erreichen? Vor dem Brennen auf die Audio-CD exportiere ich den Audio-Track in einen FLAC-file...
    Über Eure Hilfestellung würde ich mich sehr freuen.
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    die speziellen Fragen zum Rauschprofil kann ich mangels Erfahrung nicht beantworten (sorry, wenn bei mir nicht so viel rauscht ;) ).


    Von hinten: Warum vor dem Brennen zu FLAC exportieren? Natürlich spricht nichts gegen die Kompression an sich, sofern sie rückrechenbar ist. Nur: Wenn das Ziel ohnehin eine Audio-CD ist (also keine Daten-CD mit FLAC-Dateien), dann kannst Du doch gleich im *.wav bleiben, findest Du nicht? Die Hin- und Herrechnerei stellt da in meinen Augen (und Ohren) keinen Vorteil dar.


    Zum Signalweg: Was spricht denn gegen einen Vorverstärker zwischen Plattenspieler und Soundkarte (so wie ich früher an der ersten Stereoanlage)? Wenn Du ein schwaches Signal durch die onboard-Soundkarte (stimmts?) jagst, die u.U. ein eigenes Störsignal schwach mit auf den Weg gibt, wäre es doch sinnfrei, das alles durch Audacity verstärken zu lassen und dann das verstärkte Rauschen zu filtern.
    Eine Alternative könnten eine externe USB-Soundkarten (Audio-Interfaces) sein, die mitunter eingebaute Phono-Eingänge haben und ein deutlich besseres SNR aufweisen.


    Nachdenkliche Grüße, Uli

  • Hallo Uli!
    Danke für deine Hinweise! In welchem Format Audacity den Audiostream speichert, war mir nicht bewusst. Wenn das das wav-Format ist, kann ich es auch so exportieren für meine Zwecke. Den Plattenspieler kann ich bequem auf den Schreibtisch stellen, unter dem mein Desktop rödelt. Einen Vorverstärker - welches Gerät könnte das sein? - würde ich mir gern ersparen. Ich stelle mir vor, was so ein Vorverstärker analog bewirkt, könnte Audacity mit den richtigen Parametern auch digital erledigen: Entrauschen und Verstärken. Bei digitaler Signalanalyse dürfte eine ausgetauschte Reihenfolge der Aktivitäten das gleiche Ergebnis bringen.
    Richtig, ich nutze die onboard-Sound-Einrichtung. Werde aber prüfen, ob eine Soundkarte, die die Eingangssignale klarer weitergibt, einbaubar ist...
    Gruß an alle, die dies lesen!
    Dieter

  • Zitat von DieterJ

    In welchem Format Audacity den Audiostream speichert, war mir nicht bewusst. Wenn das das wav-Format ist, kann ich es auch so exportieren für meine Zwecke.


    Entscheidend ist, in welches Audioformat Du exportierst. Und das wiederum hängt davon ab, was das Ziel Deiner Arbeit ist. Bei der Produktion einer Audio-CD würde ich so wenig Wandlungen wie möglich produzieren - eine Kompression zwischendurch bringt keinen Vorteil.


    Zitat von DieterJ

    Einen Vorverstärker - welches Gerät könnte das sein? - würde ich mir gern ersparen.


    Ein paar Informationen hierzu findest Du in diesem Artikel:
    http://www.heise.de/ct/artikel/Kurven-kriegen-288350.html
    Es hat schon seinen Grund, dass HiFi-Verstärker ebenso wie Mischpulte zwischen "normalen" Line-Eingängen (z.B. CD) und Phono unterscheiden. Wo es das nicht gibt, muss (na ja: sollte) eben der Vorverstärker ins Spiel.


    Zitat von c't-Artikel wie oben verlinkt


    Da magnetische Tonabnehmer nur 2 bis 5 mV Ausgangsspannung liefern (Moving-Coil-Systeme gar nur ein Zehntel bis Zwanzigstel davon), hebt ein Entzerrer auch den Pegel auf die Höhe eines typischen Line-Eingangs an, wie man ihn gleichermaßen an Soundkarten oder Hi-Fi-Anlagen antrifft.


    Im Grunde nur ein kleiner Kasten mit In/Out - das wäre das einfachste. Günstige Systeme wären (ohne Wertung):
    * http://www.thomann.de/de/behringer_pp400.htm
    * http://www.thomann.de/de/art_deejaypre_ii.htm
    ... und weitere; Preise natürlich - wie immer - nach oben offen. :)


    Zitat von DieterJ

    Richtig, ich nutze die onboard-Sound-Einrichtung. Werde aber prüfen, ob eine Soundkarte, die die Eingangssignale klarer weitergibt, einbaubar ist...


    Tja, wenn es einbaubar sein soll, dann kratzt Du ganz schnell an der 100-Euro-Grenze. Da bist Du in etwa bei dieser Auswahl:
    http://www.thomann.de/de/pci_audio_interfaces.html
    Würde ich jetzt nicht machen.... obwohl ich selber eine gebrauchte M-Audio Delta 1010 LT im PC habe, aber für Sprachaufnahmen in meinem Beispiel nutze ich einen noch hochwertigeren (externen) Vorverstärker in einem USB-Audiointerface. Aus Qualitätsgründen, tatsächlich.


    Zitat von DieterJ

    Ich stelle mir vor, was so ein Vorverstärker analog bewirkt, könnte Audacity mit den richtigen Parametern auch digital erledigen: Entrauschen und Verstärken.


    Na ja ... Vorverstärker entrauschen nicht tatsächlich, aber sie kommen mit einem deutlich höheren Pegel am A/D-Wandler der Soundkarte an.
    Nicht umsonst schreibe ich in meiner Signatur "Shit in - shit out". Je besser das Eingangssignal ist, um so leichter lässt es sich verarbeiten.


    Zitat von DieterJ

    Bei digitaler Signalanalyse dürfte eine ausgetauschte Reihenfolge der Aktivitäten das gleiche Ergebnis bringen.


    Ich hatte es vorher schon geschrieben: Läuft ein schwaches aka dünnes Audiosignal durch eine latent rauschende Soundkarte (und: Ja, das tun sie - mehr oder weniger), kommt es prozentual viel stärker hinzu als bei einem hochpegeligen Signal. Was das für einen Einfluss im Rahmen der digitalen Verstärkung hat, kannst Du Dir selber ausrechnen.


    Ich komme mehr aus dem Bereich der Mikrofonierung. Und da hat es einen sehr großen Einfluss darauf, ob ich meinem Pocketrecorder oder Mischpult (und dem darin befindlichen Mikrofon-Vorerstärker) einen Pegel von 1,2, 2,7 oder 6,3 mV/Pa - je nach Mikrofon - anliefere. Dem entsprechend gut oder schlecht werden meine Aufnahmen. Natürlich spielt die Qualität des Vorverstärkers dabei eine Rolle - und je nach Aufnahmezweck packe ich das passende und hochwertigste (verfügbare :rolleyes: ) Mikrofon an den besten Vorverstärker, den ich kriegen kann.


    Eine onboard-Soundkarte - speziell die fertig auf der Platine verbauten Realtek-Chips - lasse ich dabei natürlich nicht an meine Aufnahmen ran.
    Wie intensiv man das betreibt, muss jeder für sich herausfinden. Aber ich glaube, in Deinem Fall wäre ein Mindestmaß an gepushtem Pegel durchaus hilfreich. Je weniger Du nachbearbeiten musst, um so besser.


    Anregende Grüße, Uli

  • Hallo Uli,
    deine Hinweise helfen mir sehr, meine Probleme mit den Vinyl-Platten zu verstehen. Ich weiß jetzt, dass ein RIAA-Entzerrer-Vorverstärker, die für die Schallplattenaufnahme abgesenkten Höhen sowie die angehobenen Tiefen wieder normalisieren und das Eingangssignal allgemein auf die normale LineIn-Stärke anheben würde.
    Das müsste nach meiner Vorstellung mit Hilfe von Audacity auch digital zu erreichen sein. Die Lautstärke kann ich ja - wie schon berichtet - problemlos mit Audacity anheben. Mit welchen Parametern die Entzerrung vorzunehmen ist, weiß ich leider noch nicht. Das müsste aber zu erfahren sein - ich hoffe hier im Audacity-Forum.
    Es bleibt das Problem des Platten-Rauschens. Es handelt sich hier nicht um ein Netz-Brummen, das durch die beteiligten elektrischen Komponenten erzeugt werden könnte. Das Platten-Rauschen tritt erst in dem Moment auf, nachdem der Tonabnehmer in die Tonspur gefunden hat. Um dieses Rauschen unhörbar zu machen in den leisen Phasen der Plattenaufnahme, ist doch im Audacity der Effekt Rauschunterdrückung eine Option. Welche Parameter sollte man da einsetzen? Was analog machbar ist, müsste auch digital realisierbar sein.
    Gruß
    Dieter

  • Hallo!
    Nach weiterem Googeln hab ich es dann doch entdeckt: Die RIAA-Entzerrrung ist mit Audacity einfach zu erreichen. Mit dem Effekt Equalizer die RIAA-Kurve auswählen und schon funktioniert es. Die Rauschabsenkung habe ich dann mit einer konkurrierenden Software hinbekommen. Dabei habe ich die "spektrale Subtraktion basierend auf Geräuschsample' eingesetzt. Für das Geräuschsample habe die ersten 5 Sekunden der Aufnahme analysieren lassen von der Zeit nach dem Aufsetzen des Tonabnehmers und vor dem Beginn der Töne. Mit dem Effekt Rauschunterdrückung ist zwar auch bei Audacity ein Geräuschsample auszuwählen, danach sind aber noch Parameter einzusetzen. Welche Parameterwerte dabei für meinen Zweck sinnvoll sind, weiß ich aber nicht.
    In meinen PC passt noch eine PCI-Soundkarte. Der PCIe-Platz ist besetzt. Mal sehen, welche Soundkarte mir mein Haus- und Hof-Lieferant in der Nachbarschaft empfiehlt: Terratec Aureon 5.1, ESI Maya44 oder eine ASUS Xonar? Ich brauche die Karte nur für eine verbesserte LP-Digitalisierung. Kriege ich hier noch einen Tipp dazu?
    Gruß
    Dieter

  • Mit Soundkarte und Entzerrer-Vorverstärker entfällt jetzt bei mir das digitale Verstärken und RIAA-Entzerren, aber das LP-Rauschen, das mit dem Aufsetzen des Tonabnehmers beginnt, kann ich mit Audacity noch nicht optimal entfernen. Ich habe verschiedene Einstellungen der Rauschentfernung getestet. Dabei wurden leise gesprochene Dialoge schwer verständlich. Gibt es hierfür eine Abhilfe?
    Gruß
    Dieter

  • Das rauschen, das durch eine Vinyl erzeugt wird, läßt sich schwer entfernen, ohne das auch von dem anderen was entfernt wird. Mir fällt da nur eine Nassreinigung der Vinyl ein, die alle Staubkörner entfernt, die teils für das rauschen zuständig ist. Völlig ginge das zwar nicht, aber zumindest ein wenig.

  • Hallo Ingmar!
    Die Rauschabsenkung habe ich, wie schon geschildert, mit anderer Software ganz gut hinbekommen - mit dem WavePad von NCH, deren Werbung auf der Webseite dieses Forums bei mir aufscheint, leider nicht mit Audacity.
    Gruß
    Dieter