Einzelne Töne entzerren - wie geht das?

  • Hallo allerseits,
    ich möchte einige alte LPs digitalisieren und habe mir dafür einen Q-Sonic zugelegt. Eins vorweg: Mir ist schon klar, dass man von einem solchen Billigding für 30 Euro keine Wunder erwarten darf. Erwarte ich auch nicht.
    Ich würde allerdings gern die Möglichkeiten von audacity nutzen, die ich mit meinem Laienwissen anwenden kann, um einige Makel auszubügeln.
    Insgesamt sind die Aufnahmen ganz okay. Eigentlich Das Kratzen und Knacken stört mich nicht, das will ich auch nicht weghaben. Das gehört für mich schon fast dazu, und das würde ich ja beim Abspielen der LP auch hören.
    Was ich aber gern wegkriegen würde, sind einzelne verzerrte Töne. Die entstehen hörbar durch das Vibrieren der Nadel bzw. des Tonarms. Ich hab die Aufnahme schon ziemlich weit runtergepegelt, also übersteuert ist sie nicht. Das Problem entsteht durch den Player.
    Kann man da beim Aufnehmen schon irgendwas so einstellen, dass Audacity das gleich entzerrt, oder geht das irgendwie nachzuarbeiten?
    Es wäre schön, wenn mir da jemand einen Tipp geben könnte. Ich weiß, dass mit einem teureren Plattenspieler das Problem wahrscheinlich nicht auftreten würde. Auf der anderen Seite: sooo viele Platten will ich auch nicht digitalisieren, dass sich die Anschaffung lohnen würde. Und Audacity bietet doch eine Menge an Filtertools, mit denen man da vielleicht noch was beheben kann. Bloß kenne ich mich damit halt nicht so aus.
    Danke für etwaige Antworten!

  • Hier tritt die Anmerkung an, die schon öfters erwähnt wurde: Ist das Ausgangsamterial nicht okay, kann Audacity da auch nicht mehr viel helfen.


    In den Fall; macht der Plattenspieler von sich aus schon Probleme, kann Audacity da kaum was gegen (auch nicht nachträglich) ändern. Denn Audacity (wie eigentlich alle Aufnahmesoftware) kann unerwünschte von erwünschten Tönen nicht unterscheiden. Ja, selbst der Mensch weiß ja nicht immer, ob das nicht so sein soll. Wie soll also Audacity das automatisch rausrechnen? Du kannst zwar versuchen mit Equilizer und Nachbearbeitungswerkzeug das von hand versuchen zu bearbeiten. Aber ob das dann so hinkommt, wie du dir das vorstellst? Kommt eventuell auf die Vorlage an.


    Ein Tip, die Nebengeräusche, Eiern usw. zu reduzieren, liegt teils schon in der Art, wie der Plattenspieler steht. Ich habe meinen auf eine dicke Filzunterlage gestellt. Dadurch übertragen sich Töne aus der Hardwareumgebung, wo er steht, nicht in das Gerät. Auch schwingen vom Teller werden sicher so gedämpft.


    ich selbst habe auch kein Spitzengerät. Aber vorerst reichen die. Zumal das, was ich überspielen möchte, ich auch bei einer Neuanschaffung noch haben werde (Sammlung bleibt Sammlung!). :)

  • Zitat von berliner57

    Was ich aber gern wegkriegen würde, sind einzelne verzerrte Töne. Die entstehen hörbar durch das Vibrieren der Nadel bzw. des Tonarms. Ich hab die Aufnahme schon ziemlich weit runtergepegelt, also übersteuert ist sie nicht. Das Problem entsteht durch den Player.


    Ja, dieser Fehleranalyse stimme ich zu.


    Zitat von berliner57

    Kann man da beim Aufnehmen schon irgendwas so einstellen, dass Audacity das gleich entzerrt, oder geht das irgendwie nachzuarbeiten?


    Nein, bei der Aufnahme selber nicht.
    In der Nachbearbeitung kenne ich kein entsprechendes Werkzeug. Das muss aber nicht heißen, dass es nicht prinzipiell möglich sein kann.

  • Zitat von Ingmar

    Wie soll also Audacity das automatisch rausrechnen? Du kannst zwar versuchen mit Equilizer und Nachbearbeitungswerkzeug das von hand versuchen zu bearbeiten.


    Ja.
    Exakt genau das war meine Eingangsfrage. Wie kann ich das manuell nachbessern?
    Ist mir schon klar, dass es bei Audacity kein "Mach-mal-mit-einem-Mausklick-ein-schickes-Poster-aus-meinem-unterbelichteten-Handyschnappschuss"-Tool wie bei Photoshop gibt.
    Ich will ja gern versuchen, da von Hand was zu justieren. Auch wenn das ursprüngliche Material Fehler aufweist. Aber dazu sind doch die ganzen Werkzeuge da, oder nicht?
    Und die Rede war auch nicht davon dass der Plattenspieler schräg steht und deshalb eiert. Das weiß ich schon, dass man den nicht auf ein Sofakissen stellen sollte.
    Sondern die Nadel vibriert bei einzelnen Passagen. Da nutzt auch ne Filzunterlage nix. Meine ganz simple Frage ist: Kann ich das irgendwie korrigierend nacharbeiten. Gern von Hand. Und ja, ich weiß: Das wird noch lange keine CD-Qualität. Aber die Platte, an der mir was liegt, die gibts nun mal leider nicht auf CD und wirds auch nie geben.

  • Nun denn: Zwei Lesetipps für Dich.


    1. Aus dem Audacity-Forum selber. Leicht veränderte Problemstellung, aber ähnliche Ausgangslage.
    http://www.audacity-forum.de/post/23838


    2.) Aus dem Drummer-Forum, etwas länger her. Interessante Lösungsansätze und Links, die ich jedoch nicht überprüft habe. Riecht nach Investitionen.
    http://www.drummerforum.de/for…n-becken-rausfiltern.html


    Einige Ansätze aus dem zweiten Link lassen sich sicher auch auf Audacity übertragen.


    Noch etwas prinzipielles, wenn die Aufnahme schon so selten ist: Zur Digitalisierung muss man sich ja nicht extra einen "digitalen Plattenspieler" kaufen; das ist in den meisten Fällen Unsinn.
    Wer noch über einen "guten alten" Plattenspieler von der alten Stereoanlage verfügt (ob mit Cinch- oder sogar noch DIN-Anschluss, ist wumpe - man kann alles adaptieren), hat einen klaren strategischen Vorteil, wenn der nach wie vor sauber abspielt. Es braucht jetzt nur noch den Analog-/Digital (A/D)-Wandler - ein Interface halt. Die gibt es in verschiedenen Qualitätsstufen und Preisklassen und man kann meist alles daran anschließen: Tonbandgeräte, Schallplattenspieler, Kassettenrecorder, MiniDisc-Player etc. (auf die Anschlüsse und Vorverstärkungen achten!).


    Mit ein bißchen Glück kann man sich so ein Interface im Bekannten- und Freundeskreis leihen; man kennt sie dort auch als "externe Soundkarten", von denen einige auch schon einen Entzerr-Vorverstärker für Plattenspieler eingebaut haben. Diese Interfaces gibt es im Preisbereich von 20 bis 100 Euro im Grundsegment; nach oben ist natürlich alles offen.
    Dabei sollte der Gebrauchtmarkt nicht übersehen werden, denn es gibt immer noch Interfaces der ersten Generation, die der Versandhandel zwar nicht mehr anbietet, weil die zweite oder gar dritte Generation den Herstellern Geld in die Kasse spülen soll, aber die Basisfunktionen der ersten Geräte waren nicht minder schlecht.


    Vorteil bei dieser Kombination: Man ist für die Zukunft deutlich flexibler, was auch immer da noch kommen mag an Digitalisierungen und man ist bei den all-in-one - Geräten nicht so auf die Billig-Wandlerchips angewiesen.
    Wenn Dir Deine Vinylschätze was bedeuten, solltest Du in Qualität bei der Aufnahme investieren, nicht in die Nachbearbeitung!

  • Zitat von Uli Nobbe

    Noch etwas prinzipielles, wenn die Aufnahme schon so selten ist: Zur Digitalisierung muss man sich ja nicht extra einen "digitalen Plattenspieler" kaufen; das ist in den meisten Fällen Unsinn. (...) Wenn Dir Deine Vinylschätze was bedeuten, solltest Du in Qualität bei der Aufnahme investieren, nicht in die Nachbearbeitung!


    Ich hatte bis vor kurzem einen noch recht passablen Plattenspieler, der aber leider den Geist aufgegeben hat. Daher rührt ja das Problem.
    Aber danke für den Tipp, werd ich mal ausprobieren.