Wiedergabepegel flac-Datei zu hoch

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine flac-Datei, die ich gern mit Audacity bearbeiten möchte. Allerdings scheint der Wiedergabepegel zu hoch zu sein:


    [Blockierte Grafik: https://image.ibb.co/cTHKjG/Bildschirmfoto_2018_01_29_07_29_27.png]


    Zum einen geht der wellenförmige Ausschlag an die obere und untere Grenze der Leiste (-1,0 bzw 1,0). Zum anderen wird dann ständig die obige Leiste rot.


    Was genau bedeutet das? Und was kann ich dagegen tun? Ist ja wahrscheinlich eine Art des Übersteuerns? Bekommt man das noch weg oder ist die Datei somit schon von irreparabel schlechter Qualität?


    Danke im Voraus,
    Lukas

  • Kurzform: An FLAC liegt es nicht und an Audacity auch nicht.


    Ist halt die Frage, wie die Datei zustande kam. Es gibt da - spontan - zwei mögliche Szenarien:


    * Von CD gerippte Datei, typische aktuelle Popmusik, zu Tode komprimiert und - leider "normal" - zum Brikett gemastert. Kann man nix machen. Ist so und stört auch die wenigsten (seufz).


    * Mitschnitt eines Webradio-Streams o.ä. Auch da kann man nix machen, weil das Processing (und vielleicht auch der Codec) senderseitig einfach nur Grütze sind. Da nimmt Audacity auch nur das auf, was ihm angeliefert wird.


    Es gibt noch andere Möglichkeiten, aber das wären die naheliegendsten.


    So wirklich was dagegen tun kannst Du nicht. Denn auch bei einer negativen Verstärkung würde das Brikett zwar nicht mehr an den 0dBFS kleben, aber immer noch gleich klingen - nur eben leiser.

  • Ja und nein. :cool:


    Also dass es die PA zerlegt, ist wenig wahrscheinlich; eine Schutzfunktion (Limiter im Controller bzw. Schutzschaltung in aktiven Systemen) ist allerdings angezeigt. Günstigere Systeme haben das nicht unbedingt, da wäre ich bei höheren Pegeln vorsichtig.


    Auch wenn es zum Clipping kommt, wird es wohl nicht hörbar sein. Dass das Mastering (eine Folge des "Loudness War" - siehe dort) schlicht grottig ist, kann man hören - aber unser Gehör wurde in der Vergangenheit durch viele verschiedene Faktoren so konditioniert, dass uns dieser akustische Dreck gar nicht mehr auffällt. Es sei denn, man achtet bewusst darauf.


    - Exkurs: Wenn Du die ganze Zeit nur Fertiggerichte mit Geschmacksverstärkern isst, wirst Du handgemachtes Essen mit natürlichen Gewürzen auch nicht vermissen, aber erst zu schätzen wissen, wenn Du es genossen hast und den Unterschied bemerkst. ;) -


    Ich habe, zum Vergleich, mal eine FLAC-Datei aus einem aktuellen Mastering in Audacity importiert:


    * "Chris Brown feat. Ty Dolla $ign & Verse Simmonds - Only 4 Me" vom Sampler "Bravo Black Hits Best of 2017/18"


    Angehängt findest Du 3 Screenshots:


    * Audacity, Wellenform (linear), also die -1 / 0 / +1 -Anzeige.
    * Audacity, Wellenform (dB), Dynamikbereich -36 dB
    * Analyse mit dem Orban Loudness Meter


    Bei letzterem wirst Du bemerken, dass der höchste Peak bei -0,1 dBFS liegt, es aber zu keinen Überschreitungen kommt, also haarscharf am Clipping vorbeigemastert.


    Wie es klingt? Einfach nur gleich laut und langweilig (meine unbedeutende Meinung). Wird akustisch wenig Unterschied machen, ob man das mit Knöpfen im Ohr, Kopfhörern einer angeblichen DJ-Marke, Notebook-Lautsprechern, einer Plastik-PA eines Elektronik-Kaufhauses oder einer deutschen Schmiede mit Handarbeit hört (höchstens, ab welchem Schalldruckpegel sie anfangen zu zerren).
    Leider. Aber so ist das nun mal mit der aktuellen Popmusik bzw. dem Mastering und unserer Akzeptanz des selbigen.


    Zum Schluss doch noch etwas Audacity-Bezug:
    Du wolltest ja wissen, ob man da was gegen machen kann. Eigentlich nicht, nein. Klar, negativ verstärken zum Schutz der Anlage. Ich würde in diesen Fällen allerdings zur Normalisierung per ReplayGain greifen. Das ist ein im englischen Forum vorgestelltes Nyquist-Plugin, das man - leider etwas aufwändig - in Audacity implementieren und dann über "Effekte" abrufen kann.
    Der Gag daran ist, dass es sich nicht an den Peaks orientiert (was bei einem solchen akustischen Brikett ohnehin sinnfrei erscheint), sondern am RMS und damit auf die durchschnittliche Lautheit unter Beibehaltung der Dynamik abzielt. Zugegeben, das ist vor allem dann eine gute Wahl beim durchhören mehrerer verschiedener Stücke auf dem gleichen Pegel. Aber ich ziehe es mittlerweile der klassischen Verstärkung bzw. Normalisierung vor.


    SORRY, da ich hier nur eine Datei (Screenshot) anhängen kann, verlinke ich Dir im zweiten Post eine öffentlich zugängliche Datei. Bitte etwas Geduld.

  • Danke für deine ausführliche Antwort! Da geht es ja richtig ans Eingemachte :-o


    Zusammengefasst kann man also sagen, dass die Qualität meiner flac-Datei nicht schlechter ist, als die Qualität auf der CD?