Hallo, ich verzweifle langsam: Ich nehme mit dem USB-Mikro Behringer Bigfoot auf. Dieses hat einen Kopfhörerausgang und das funktioniert in allen Anwendungen super und ohne Latenz als Direktmonitor. Wenn ich Audacity öffne, höre ich mich auch noch selbst, aber wenn ich die Aufnahme starte, nicht mehr. Klar kann ich das Aufnahmesignal durchschleifen, aber dann habe ich wieder dieses ätzende Latenzproblem. Ich habe das die Latenz schon gemessen und in den Einstellungen angepasst, aber ein bisschen ist immer noch da und wenn der Rechner warm/heiß läuft, wird es ganz schlimm. Mit Garageband funktioniert alles einwandfrei. Kann es sein, dass Audacity mit Mac generell nicht so groovt, kommt mir jedenfalls so vor und mit jedem Update wird es noch schlimmer.
Kopfhörer an Ausgang des USB-Mikros angeschlossen, sobald ich die Aufnahme starte, wird er stummgeschaltet
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Die Latenz ist eine technische Gegebenheit. Weder Audacity noch der MAC können etwas dagegen ausrichten. Mit den Latenzreglern schaffst Du nur einen (nachträglichen) Ausgleich des Mangels. Die neue Aufnahme-Spur wird einfach 120msec in Richtung Song-Anfang verschoben. Damit liegt sie dann ungefähr da, wo das andere Material zeitlich liegt.
Beim Live-Durchschleifen kann das natürlich nicht funktionieren. Das Audio-Material, das Du aktuell hörst ist quasi "schon 60msec alt". Es wurde vor 60msec aus dem Speicher gelesen und trat dann die Reise durch die software und Hardware an. Wenn Du es dann endlich hörst und dazuspielst, tritt dein Material die Reise durch die Soft- und Hardware an und kommt ebenfalls nach weiteren 60msec später an. In der Folge ergibt sich eine hörbare Latenz von 120msec.
Das Behringer Bigfoot scheint das Direkt-Monitoring abzuschalten, sobald etwas vom Rechner gesendet wird. Bekanntes aber völlig nutzloses Feature! Eigentlich sollte es das Rechner-Signal mit dem Direkt-Signal des Mikorfons mischen und das beides zusammen an den Kopfhörer senden. Ich habe noch nie verstanden, warum Behringer das so macht.
Es gibt drei Lösungsansätze:
gute USB-Devices wie das PRESONUS AUDIOBOX USB mischen das bereits Aufgenommene (es kommt ja bereits 60msec zu spät an) mit dem Mikrofonsignal (bevor es zum Rechner geht) und senden beides als Mix an den Kopfhörer bzw. an eine Aktivbox. Als Folge ergibt sich eine gefühlte Latenz von 0 msec: Du hörst Dich ja dann, wenn Du auch das Playback hörst. Im Rechner sind es dann aber trotzdem 120msec, die man mit der Software wie gewohnt ausgleicht. Der größte Nachteil ist, dass die Latenz bei jedem Take schwanken kann und aber jede Spur ja immer um genaue 120msec nach vorne gezogen wird. Nachteil: 200 EUR fürs Interface
Weg 2:
Versuche zu unterbinden, dass das Behringer (bei REC) überhaupt was vom Rechner auf den Kopfhörer bringt. Jetzt mische im einem weiteren Mischpult das Behringer-Kopfhörer-Signal mit dem Computer-Signal und sende beides zusammen an einen unabhängigen Kopfhörer. Keine Ahnung ob das mit dem Behringer überhaupt machbar ist.
Weg 3 ist "tricky":
so machen es die Profis! Ich nehme mal an, so arbeitet auch Garageband. Ich kenne das was ich gleich erkläre von meinem PRESONUS STUDIOLIVE DIGITAL-MIXER.
Hierbei stehen 24 Ausgänge und 24 Eingänge zur Verfügung. Hast Du nun bereits 5 Spuren aufgenommen, sendet die Software (Hier PRESONUS STUDIO-ONE) beim Hinzufügen einer neuen Aufnahme als Playback alle 5 Spuren an das Interface zurück. Das leitet die 5 gleich wieder zurück in den Rechner zur erneuten Aufnahme, ergänzt um die neue 6. Spur deines Mikrofons Es wird zeitgleich mitaufgenommen. Hierbei entsteht tatsächlich immer 0msec Latenz, da ja alles gleichzeitig den Rechner erreicht. Qualitätsverluste gibt es nicht weil alles 24bit und digital passiert. Eine evetuell schwankende Latenz zwischen den einzelnen Takes spielt bei diesem System auch keine Rolle. Nachteil: teuer! ab 1500 EUR
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Super, danke Midimaster für die schnelle, ausführliche, kompetente Antwort! Im Moment kommt für mich nur Variante 2 in Frage. Nachdem ich momentan nur akustisch und im Wohnzimmer aufnehme, hier ich auch ohne Monitorsignal genug und lasse jetzt über den Kopfhörer nur die Playbackspuren laufen, aber nicht das Aufzunehmende. Komisch trotzdem, dass es bei Garageband funktioniert. Mal sehen, ob ich diese Software mal teste oder eher doch auf ein gutes USB-Interface spare. 💪