Wie erhalte ich saubere Übergänge und vermeide ich »Knackser« beim Zusammenfügen von Hörspieltracks?

  • Guten Tag!

    Ich bin neu hier im Forum und hoffe, dass mir jemand bei meinem Problem mit Audacity helfen kann. Ich traue mich kaum zu fragen, da die Lösung wahrscheinlich mega-einfach ist - ich jedoch einfach nicht drauf komme:


    Ich bin ein absoluter Fan von Hörspielen (Drei Fragezeichen, Gruselkabinett, Sherlock Holmes, Edgar Wallace, und, und, und...).


    Da manche Hörspiele aus sehr vielen Tracks bestehen (beim Gruselkabinett sind es manchmal bis zu 60 Stück), möchte ich diese zu einem Einzigen zusammenfügen (z.B. 60 -> 1).


    Wie das geht ist mir im Prinzip klar:

    1. Ich importiere sämtliche mp3-Tracks (Spuren)

    2. dann markiere ich diese

    3. dann gehe ich auf »Spuren« / »Spuren ausrichten« und wähle dann »Ende an Ende ausrichten«

    4. anschließend auf »Spuren« / »Mix« und wähle »Mischen und rendern«

    5. Das Ergebnis exportiere ich in eine mp3-Datei

    Soweit so gut.


    Alle Tracks sind nun zusammengefügt und es gibt keine Verluste. (Ich hatte zuvor die Dateien mit WaveAudio Pad bearbeitet. Hierbei war es so, dass dann schon mal etwas verloren ging, so dass aus »bis Sonnabend« beispielsweise »bis Sonn...« wurde.)


    Problematisch jedoch ist, dass man die ehemaligen Übergängen jeweils durch ein leichtes »KNACKSEN« hören kann. Dies ist sehr störend.


    Kann mir jemand sagen, wie man das beheben kann?


    Herzlichen Dank für Eure Aufmerksamkeit.


    LG aus Siegen

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Knackser ergeben sich immer dann, wenn ein Audio-Track in seiner letzten Welle nicht auf der Null-Linie endet. Dadurch entsteht ein Gleichstrom-Peek, der den Lautsprecher zu knacksen bringt. Das selbe kann auch zu Beginn des Tracks sein.



    Ursache eines solchen Track-Endes könnte sein, dass die Tracks unsauber geschnitten wurden. Hattest Du die Tracks geschnitten oder waren die so vom Hersteller als MP3 auf der CD?


    eine sehr typische Ursache könnte sein, dass jemand versucht hat die jeweilige Stille in den MP3's zu Beginn und am Ende des Tracks automatisch entfernen zu lassen. Das scheint auch in deinem WaveAudio die Ursache zu sein. Solche Automatischen "Stille-Kürzer" haben immer einen Schwellenwert unterhalb dem sie das Audiomaterial als "Stille betrachten". Ist der Schwellenwert zu hoch gewählt. wird bei einer der ersten lauteren Wellen mitten in Ihrem Höhepunkt diese Stelle als "Beginn des Audios" gewählt und genau dort geschnitten. In der Folge hat dieser Track einen Knackser zu Beginn.



    Für eine Lösung gibt es mehrere Ansätze:


    1.

    Nochmal vom Original Audio Track starten. Beim Stille finden den Schwellenwert noch niedriger z.b. -120dB statt -80dB wählen. Im Effekt "Stille kürzen" lieber den Modus "Stille komprimieren 90%" anstatt "Stille abschneiden" verwenden


    2.

    Den Stille-Finder nach dem Schwellenwert suchen lassen, dann aber zurückgehen bis zu einem davorliegenden Nulldurchgang. Dort schneiden.


    3.

    Jeweils den Anfang jedes Einzel-Tracks nach einer Stille-Entfernung mit dem Effekt "Einblenden" nachbehandeln. Danach das Ende jedes Tracks mit dem Effekt "Ausblenden" behandeln. Dabei müssen jeweils ca 50msec Audio-Signal als Auswahl markiert werden.


    4.

    In dem Endprodukt die Knacker suchen und dort nachbehandeln. ca 50msec vor dem Knackser bis 50msec nach dem Knackser markieren und Effekt "Clips überblenden" darauf anwenden.


    Möglicherweise lassen sich einige dieser Aktionen als Makro automatisieren.

  • Hallo Midi-Master!🤗


    Erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort, welche mich als blutigen Anfänger natürlich erst einmal umhaut.


    Die Tracks habe ich nicht selbst geschnitten, sie kommen direkt als mp3 von CD.


    Also so ganz automatisch scheint es dann leider doch nicht zu gehen.


    Am einfachsten erscheint mir als Laie jetzt erst einmal der Vorschlag 4.


    Also ich lasse die Spuren Ende an Ende anordnen, mixe mir dann eine neue Spur.


    Dann versuche ich es mal mit Clips überblenden...


    Ist natürlich sehr viel Arbeit, da manche Hörspiele blöderweise aus irrsinnig vielen Tracks bestehen.


    Die anderen Vorschläge muss ich mir erst mal in Ruhe ansehen. Wie gesagt, ich bin Anfänger.


    Nochmals vielen Dank👍

    LG Christoph

  • Hallo nochmal


    Ich hätte da noch eine kleine Frage:


    Und zwar ist mir aufgefallen, dass bei der Option IN NEUE SPUR MISCHEN UND RENDERN die exportierte Datei wesentlich stärker ausgesteuert ist, also lauter, als wenn ich nur MISCHEN UND RENDERN anwähle.


    Auch dauert im ersten Fall das exportieren etwas länger.


    Zwar dachte ich zuerst, dass es von Vorteil sei, dass dann praktisch jeder Export in etwa die gleiche Lautstärke hat.


    Jedoch habe ich den Eindruck, dass, wenn man IN NEUE SPUR MISCHEN UND RENDERN lässt, dass Ergebnis teilweise übersteuert ist und dies keinen Vorteil darstellt.


    Liege ich damit richtig? Wieso ist die NEUE SPUR stärker ausgesteuert?


    Kann mir hierzu jemand etwas sagen?


    Ich habe übrigens das Hörspiel auch mal mit WavePad Audio bearbeitet, dass Ergebnis ist 100% identisch mit audacity MISCHEN UND RENDERN...


    Vielen Dank


    LG Christoph

    • Offizieller Beitrag

    weiß auch nicht.... Beim Mischen und Rendern wird immer die eingestellte Spur-Lautstärke mit berücksichtigt. das könnte der Grund sein.


    Eine Übersteuerung ist eigentlich in Audacity nicht mehr möglich. Die arbeiten mit FLOAT32 und da kann man eine Übersteuerung die entstanden ist eigentlich auch nachträglich wieder "Effekt - Normalisieren".


    Beim Digital-Recording solltest Du sowieso niemals über -20dB gehen. Dabei wären die Spuren gerade mal zu einem Viertel in der Höhe gefüllt. Hieraus ergeben sich heutzutage keine klanglichen Nachteile mehr. Du hast aber viele Vorteile. Das Material bleibt aber nachbearbeitbar und es lassen sich beliebig viele Spuren mischen ohne dass Übersteuerungen entstehen.


    Abschließend, also erst als allerletzter Schritt vor dem Veröffentlichen wird der Effekt Normalisieren auf -3dB auf das summierte Stereo-Signal angewendet. Damit ist die Aufnahme MP3-konform.