Jaulen bei langsamer Wiedergabe

  • Liebe Fachgemeinde,


    wenn ich den Effekt benutze "Geschwindigkeit ändern ohne Tonhöhenveränderung" und den Song 20 % langsamer abspiele, dann jault das Lied an manchen Stellen. Das nennt man wohl Alias-Effekt.
    Gibt es im Programm ein Knöpfchen, mit dem man diesen Effekt einfach wieder herausfiltern kann?


    Euer Audaton

  • Also ich kann von der Praktischen Seite her das nicht nachvollziehen, da mir das bisher noch nicht unter gekommen ist. Mußte sogar erstmal bei Wikipedia nach dem begriff suchen. Dort steht als Hilfsmittel:


    Zitat

    Zur Vermeidung solcher Aliasing-Effekte wird das Eingangssignal durch einen Tiefpass gefiltert (Anti-Aliasing-Filter). Die Filterwirkung dieses Abschneidens der hohen Frequenzen kann auch durch die Begriffe Höhensperre, Höhenfilter, High Cut und Treble Cut beschrieben werden. Diese Filterung muss vor der Digitalisierung geschehen - eine nachträgliche Korrektur von Alias-Effekten ist nicht mehr möglich.

  • Hallo Ingmar,


    Danke für Deine Antwort.
    Mir ist dieses Jaulen (Frequenzschwankung) sehr deutlich und es beinträchtigt die Wiedergabequalität erheblich. Den Begriff Anti-Aliasing-Filter kenne ich aus dem Abspielprogramm BestPractice, dort setzt man einen einfach einen Haken in ein Feld und der Filter funktioniert bis zu einer gewissen Verlangsammung ganz gut.
    Bei Audacity habe ich sowas im Programm nicht gefunden und meine Frage ist, ob eines der Werkzeuge vielleicht diese Wirkung hat, aber dieser Begriff nicht benutzt wird.


    Gruß Audaton

  • Also Audacity hat wenig Funktionen, die mehrere Schritte gleichzeitig umsetzt. Bis zu einem bestimmten Ergebnis muß man manchmal mehrere Schritte vornehmen. Grund ist sicherlich der, das man durch die Kombination eben der "wenigen" Funktionen durch kombination eine große Bandbreite von Ergebnissen erziehlen kann, ohne die eben die Funktionensvielfall ins Uferlose ausschweifen zu lassen.


    So denke ich mal, gibt es so diese Kombínation von mind. 2 Funktionen vermutlich nicht. Was man aber gegen dieses "jaulen" nachträglich machen kann, kann ich nicht sagen. Da müßte eher ein Experte ran. Vielleicht weiß Edgar da weiter.


    :)

  • Ich wollte nur sagen, ich habe Ingmar's mail erhalten. Ich habe hier aber gerade nicht sehr viel Zeit, das habt ihr aber wahrscheinlich selbst schon gemerkt... :)


    Zitat

    ...wenn ich den Effekt benutze "Geschwindigkeit ändern ohne Tonhöhenveränderung" und den Song 20% langsamer abspiele...


    20 Prozent sind ganz schön viel. Mich würde mal interessieren, welcher Scherzkeks dort einen Regler bis -99% eingebaut hat. Vielleicht für futuristische Weltraum-Effekte?


    Zitat

    Gibt es im Programm ein Knöpfchen, mit dem man diesen Effekt einfach wieder herausfiltern kann?


    Nein, gibt es leider nicht. Es gibt auch keine "General-Lösung", eventuell mit anderen Programmen, wie dieser Effekt wieder wegzubekommen ist (oder zumindest weiss ich keine).


    Zitat

    ...in BestPractice setzt man einen einfach einen Haken in ein Feld und der Filter funktioniert bis zu einer gewissen Verlangsamung ganz gut...


    Es ist richtig, das Endergebnis des Effekts hängt massgeblich von den Einstellungen ab und in Audacity kann dort einfach nicht genug eingestellt werden.


    Also im Prinzip funktioniert die Sache so: die Tonspur wird in lauter winzige Teilstückchen von ein paar Millisekunden Länge zerhackt. Diese winzigen Stückchen werden dann jedes in eine Enlosschleife geloopt und diese Enlosschleifen wieder zeitversetzt ineinander übergeblendet. Das Endergebnis hängt dabei massgeblich von der Länge der winzigen Tonstückchen sowie der genauen Überblend-Funktion und deren Geschwindigkeit ab. Nichts davon kann in Audacity überhaupt eingestellt werden. :(


    [line]


    Ich habe schon öfter die Länge von Tondateien mit SoX umgerechnet, da gibt es wesentlich mehr Einstellmöglichkeiten. Ob das aber bei -20% funktioniert kann ich nicht garantieren.


    SoX Homepage: http://sox.sourceforge.net/ - funktioniert unter Windows, Mac und Linux


    Die SoX Effekte die Änderung der Abspielgeschwindigkeit von Tondateien heissen:


    * key - nur die Tonhöhe, aber nicht die Geschwindigkeit ändern
    * speed - beides, die Tonhöhe und die Geschwindigkeit ändern (Plattenspieler-Effekt)
    * tempo - nur die Geschwindigkeit ohne Auswirkung auf die Tonhöhe ändern


    Beim SoX "tempo" Effekt (um den es hier geht) gibt es dann nochmal folgende Einstellmöglichkeiten:


    * q - Qualität (je länger die Rechenzeit, desto besser das Ergebnis)
    * factor - der Faktor, um den die Datei schneller oder langsamer gemacht werden soll
    * segment - die maximale Länge der "winzigen Tonstückchen"
    * search - der maximale Bereich, in dem in jedem der "winzigen Tonstückchen" nach passenden Stellen zum Zusammenblenden gesucht werden soll
    * overlap - der maximale Bereich, den sich die "winzigen Tonstückchen" beim Zusammenblenden überlappen dürfen


    Mit Audacity sehe ich da leider keine Möglichkeit, das hinzubekommen.

  • Zitat von edgar-rft

    20 Prozent sind ganz schön viel.


    Ja, aber wenn man im Auge behält, das man da vielleicht einige nette Effekte erziehl, kann man das durchaus verwenden.


    Ich denke aber, das dieser Bereich bei Audacity noch am Anfang steht. Wenn sowas möglich ist, ist das mit feinabstimmungen usw. sicherlich nur etwas, das jemand in Angriff nehmen muß. Die zeitabhängige Geschwindigkeitveränderung (was ich schon für eine klassen Effekt halte) in 1.3.7 ist da sicherlich erst der Anfang.


    Zitat von edgar-rft

    Mich würde mal interessieren, welcher Scherzkeks dort einen Regler bis -99% eingebaut hat. Vielleicht für futuristische Weltraum-Effekte?


    Auch hier gilt; wer es mag...


    Einiges mag aus Sicht der Profis blödsinn erscheinen, aber aus sicht des Anfängers eine nette Spielerei, die kein Brot frisst. Audacity wird sicherlich nie bei Produzenten wie Dieter Bohlen & Co verwendung finden, aber die, die es verwenden sind die Megaproduzenten von morgen


    :-))

  • Hallo Ingmar, hallo Edgar,


    vielen Dank für die ausführliche Information an Edgar. Jetzt habe ich einen Einblick, wie so ein "Verlangsamer" funktioniert.
    Mit SoX werde ich es vielleicht auch mal probieren, vielleicht erziehle ich da bessere Ergebnisse. Bei mir ist das auch ein Zeitproblem, ich bin Anwender und arbeite mich nur so weit wie nötig in die Programme und habe es gerne einfach.


    Ich habe Audacity mal genauer mit meinem "Referenzprogramm" BestPractice verglichen (nach Gehör) und festgestellt, daß Audacity ungefähr BestPractice mit Alias-Filter entspricht.


    Ich werde wohl erstmal mit dem Jaulen leben, bis einer der verdienstvollen Audacity-Entwickler ein Knöpfchen anbaut, was ich hiermit anregen möchte.


    Lesen die Entwickler hier auch?


    Dank an Ingmar für seine Hinweise und die Vermittlung an Edgar.


    Herzliche Grüße


    Audaton

  • Zitat von Audaton

    .....Lesen die Entwickler hier auch?.....


    Im gewissen Sinne ist das Forum auch u.a. dafür da.


    Soweit mir bekannt ist, ist dass das einzige Forum, das einen gewissen Draht zu den Haupt-Entwicklern in den USA hat. Da dieses Programm mittlerweile in mehr Sprachen verwendung findet und übersetzt wurde, als ich mir vorstellen konnte, stelle ich mir das schon so ein häftiges Unterfangen vor. Wer da den Überblick behält, ist gut :))

  • Das Problem mit dem Jaulen ist, dass das mit dem "Knöpfchen" nicht so einfach ist. Man kann bei SoundTouch (der Teil von Audacity, der das Verlangsamen macht) zwar in der Tat viel einstellen, aber ob man damit eine wesentlich bessere Qualität als mit den Standardeinstellungen hinkriegt, weiß ich nicht. Zumindest könnte man denken, dass die Standardeinstellungen schon relativ optimal sind (sonst wären's nicht die Standardeinstellungen) ;)


    Du kannst aber gerne mal mit SoundStretch (das ist so eine Kommandozeilenversion von SoundTouch) rumprobieren, ob Du damit bessere Ergebnisse bekommst:
    http://www.surina.net/soundtouch/soundstretch.html


    Wenn ja, dann können wir immer noch überlegen, die "Knöpfchen", mit denen man bessere Ergebnisse bekommt, in Audacity einzubauen...

  • Hallo Markus,


    danke für den Tip mit SoundStretch, ich habe mir die Adresse zu den Favoriten gelegt.
    Zur Zeit komme ich nicht dazu mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, nehme Audacity erstmal wie es ist.


    Freundliche Grüße
    Audaton