Effekte Nachstellen

  • Hallo Forum,
    Da ich noch nie mit einen anderen Programm als Audacity gearbeitet habe Brauche ich Zwei Ratschläge.
    1. Ich möchte in Audacity den Exciter Effekt nachstellen um eine Plattensammlung etwas aufzufrischen, Wikipedia schreibt dazu das er aus einem Hochpassfilter besteht(es wird nicht erwähnt ab welcher Frequenz abgeschnitten wird) und einem Verzerrer ( Mir ist unklar ob es wichtig ist das die Dynamik erhalten bleibt oder ob simples übersteuern und abspeichern ausreicht oder ob eine Art Röhrenübersteuern(LADSPA Paket) nötig ist)wonach das verzerrte Signal dem original Signal wieder zugemischt wird.
    2. Ich möchte einen DeEsser verwenden Wikipedia schreibt hier dazu das es ausreicht die Frequenzen unterhalb von 7000Hz abzuschneiden woraufhin man das übriggebliebene Signal mit dem Kompressor ausreichend absenkt und einer zweiten Spur der diese Frequenzen abgeschnitten wurden wieder zuführt. Das klingt jetzt zwar mehr erklärt als gefragt aber ich habe da leider keine vergleiche an denen ich sehen kann ob es so richtig ist da diese Funktion noch nicht enthalten ist.

  • Das generelle Problem an der Geschichte ist dass es überhaupt keine "Standard Erklärung" für die verschiedenen Effekte gibt, sondern dass es von jedem Effekt mindestenst hundert verschiedenen Versionen gibt.


    Die Übergangsfrequenzen zum Hochtonbereich hängen zum Beispiel von sehr vielen verschiedenen Sachen ab (Frequenzbereich der Originalaufnahme, die verwendeten Mikrofone, welche "Art" von Musik, wie z.B. Klassik oder Punkrock usw.), so dass alle diese Sachen im Prinzip nur durch Ausprobieren herausgefunden werden können.


    Die meisten "Effekte" sind ganz einfach Sachen, die eigentlich für ganz andere Dinge entwickelt wurden und dann von irgend jemand "missbraucht" wurden, um damit Musikaufnahmen zu bearbeiten. Dynamik-Kompressoren wurden zum Beispiel eigentlich für Telefonübertragung entwickelt, ein "Exciter" ist nicht anderes als ein übersteuerter Verstärker, also genau genommen eigentlich ein "Fehler" in der Audiobearbeitung, der sich aber auch gut anhören kann wenn nur den Hochtonanteil des "Fehlers" zum Originalsignal dazumischt wird.


    Das bedeutet aber im Prinzip nichts anderes als dass es auch wichig ist Sachen falsch zu machen. Auch wenn es sich zuerst ein wenig seltsam anhört, aber wenn du nichts falsch machst dann kannst du auch nichts lernen.


    Effekte mit Audacity nachstellen


    Das dumme an der Geschichte ist dass Audacity keine Echtzeit Effekte hat. In einem "normalen" Audio Editor kannst du die Effekte alle zusammen in einen "Effektweg" packen, und während du dir die Tonspur anhörst, einfach so lange an den Schiebereglern rumschieben bis es sich so anhört wie du es haben möchtest. In Audacity kannst du nur einen Effekt anwenden und erst *danach* anhören, und wenn es nicht so klingt wie du es haben willst, alles rückgängig machen und wieder von vorne anfangen.


    Das ist einerseits der umständlichste Weg den ich mir vorstellen kann, andererseits kann sich das menschliche Gehirn Klänge und Lautstärken nur für ungefähr eine halbe Sekunde merken, so dass um einen wirklichen Vorher/Nachher Vergleich zu haben mit Audacity immer eine Kopie der Originalspur anlegt werden muss, damit du die "bearbeitete" Spur und die "originale" Spur über die "Stumm" und "Solo" Knöpfe miteinander vergleichen kannst.


    Exciter und DeEsser


    * Ein "Exciter" ist im Prinzip ein "Hochton-Verzerrer", wobei weder klar definiert ist wo der Hochtonbereich beginnt, noch welche Art von Verzerrer verwendet wird, und auch nicht wieviel verzerrtes Signal zur Originalspur dazugemischt wird.


    * Ein "DeEsser" besteht aus einem Filter, der Zischlaute erkennen soll, und einem Dynamik-Kompressor, der nur an den Stellen, an denen Zischlaute erkannt werden, das Signal in der Tonspur leiser macht. Dabei ist weder definiert wie der Filter aussehen soll noch um wieviel und mit welchen Verzögerungszeiten (Kompressor "Attack" und "Decay") die Tonspur leiser gemacht wird.


    Alle Sachen, die nicht klar definiert sind, müssen herausexperimentiert werden.


    Vorbereitungen mit Audacity_1.3.x-beta


    Zum Rumexperimentieren mit Audacity ist folgende Geschichte am besten geeignet:


    * Lade dein Lieblingslied in Audacity rein (mit "Datei > Importieren")


    * Markiere die gesamte Tonspur und mache mit "Bearbeiten > In neue Tonspur kopieren" zwei Kopien der gesamten Tonspuren, so dass du dreimal die gleiche Tonspur untereinander hast.


    * Lasse die erste Tonspur wie sie ist, die brauchen wir hinterher um das bearbeitete Tonsignal mit dem Original vergleichen zu können.


    * Markiere die komplette zweite Tonspur und gehe auf "Effekt > High Pass Filter" (im unteren Teil des Effekt Menüs, unterhalb des Querstrichs, meist unter "Effekt 1 bis 10" oder ähnlich). Im Fenster des "High Pass Filter" gibt es folgende Einstellmöglichkeiten:


    ** Rolloff [db per octave]: 6 dB
    ** Filter quality [q] for 12 db rolloff: <Wert ist egal weil wir verwenden nur 6 db>
    ** Cutoff frequency [hz]: <Übergangsfrequenz in Hertz>


    Als Übergangsfrequenz für den Hochtonbereich solltest du irgendwas zwischen 5000 und 15000 Hertz einstellen, welche Frequenz genau eingestellt werden muss kannst du nur durch Anhören des Ergebnisses (weiter unten) herausfinden.


    * Markiere die komplette dritte Tonspur und gehe auf "Effekt > Low Pass Filter" (ebenfalls im unteren Teil des Effekt Menüs). Im Fenster des "Low Pass Filter" gibt es die gleichen Einstellmöglichkeiten wie im "High Pass Filter".


    ** Rolloff [db per octave]: 6 dB
    ** Filter quality [q] for 12 db rolloff: <Wert ist egal weil wir verwenden nur 6 db>
    ** Cutoff frequency [hz]: <Übergangsfrequenz in Hertz>


    Hier muss genau die gleiche Übergangsfrequenz wie im "High Pass Filter" eingestellt werden.


    Wichtig: Das bedeutet dummerweise, dass wenn hinterher die Übergangsfrequenz nachträglich geändert werden soll, sowohl der "High Pass Effekt" in der zweiten Spur wie auch der "Low Pass Effekt" in der dritten Spur rückgängig gemacht und mit einer anderen Übergangsfrequenz neu angewendet werden müssen.


    Exciter


    * Die zweite Tonspur mit einem Verzerrer bearbeiten.


    DeEsser


    * Die zweite Tonspur mit einem Kompressor bearbeiten. Die genauen Kompressor Einstellungen müssen herausexperimentiert werden. Der Audacity "Effekt > Kompressor" ist wahrscheinlich zu langsam für hochfrequente Zischlaute.


    Effekt anhören


    Wichtig: Um den jeweiligen Effekt anzuhören muss zuerst die erste Tonspur (mit dem unbearbeiteten Originalsignal) auf "Stumm" gestellt werden.


    Mit dem Lautstärkeregler der zweiten Tonspur kann beim Anhören die Stärke des jeweiligen Effekts eingestellt werden.


    Mit dem "Solo" Knopf der ersten Tonspur kann zwischen "Original" ("Solo" eingeschaltet, es ist nur die erste Tonspur zu hören) und "Effekt" ("Solo" ausgeschaltet, es ist nur die zweite und dritte Tonspur zu hören) umgeschaltet werden.


    Effekt exportieren


    Wenn alles so klingt wie du es haben möchtest kannst du die erste Tonspur mit dem unbearbeiteten Signal löschen, danach die übrig gebliebenen zwei Tonspuren mit Shift-Klick in die Spurköpfe markieren und dann mit "Spuren > Zusammenführen" zu einer einzigen Tonspur zusammenmischen. Die zusammengemischte Tonsur kann dann mit "Datei > Exportieren" wieder auf der Festplatte gespeichert werden.

  • Vielen dank für die schnelle Erklärung, leider konnte ich mich nicht früher bedanken, tatsächlich sollte das auch gleichzeitig eine höfliche anfrage sein warum man zwei so „einfache“(sie bauen ja auf anderen bereits integrierten funktionen auf) und effiziente Effekte nicht in Audacity fest einbaut.

  • Weil es momentan weltweit nur noch ungefähr drei Audacity Entwickler gibt. Oder zumindest waren es nur drei C/C++-Programmierer die an den Diskussionen kurz vor Veröffentlichung von Audacity_1.3.13 vor ca. vier Wochen beteiligt waren. Die meisten haben auch mehr Ahnung von der Programmierung von Grafikoberflächen (wxWidgets), von Tonbearbeitung aber leider sehr wenig.


    Das Audacity Projekt braucht dringend mehr C/C++-Programmierer.

  • Naja wenn man sich irgendwelche youtube forendiskussionen ansieht in denen es grundsatzlich darum geht das die Leute die das gezeigte wissen anwenden wollen nicht kompetent genug sind aber alle anderen daran schuld haben ist das wohl auch nicht sehr ungewöhlich.
    Es ist wohl auch nicht die beste Lösung die Software von irgendwelchen Firmen zusammen mit ihren Plattenspielern verkaufen zu lassen wodurch sie ja einfach Geld verdienen weil sie Geld Sparen. Da ist wohl der Opensource Gedanke wohl effektiv ausgehebelt weil sie die kostenlose Arbeitskraft von freien Programmierern, Webseiten Betreibern und Forenschreibern:-)... zum Kapitalgewinn einsetzen. Das erinnert irgendwie an Animalfarm;(.
    Ich kenne mich mit programmieren nicht aus. Könnte man nicht die Effekte die in dem Programm schon vorhanden sind unter einer Grafischen Oberfläche zusammenführen um ans Ziel zu gelangen,
    also irgendein Interface das dann im Hintergrund die Effekte die benötigt werden abfragt?