Kurzer Hall / kleinen Raum simulieren für Ansage - Im Zug / Bus / Tram klingt's ja auch nicht trocken...

  • Hallo zusammen,


    ich möchte einer trockenen Ansage einen ganz leichten Hall beigeben. Im Grunde muss es nur ein wenig voluminöser wirken, wie im Zug oder Bus, wo man während der Ansage eben nicht direkt unter dem Lautsprecher sitzt.


    Wir reden hier also nicht über einen Hall für Gesang; es geht nur um ein kleines bißchen mehr Räumlichkeit.
    Welcher Effekt mit welchen Parametern (kurze Nachhallzeit, keine Verfremdung) bildet das am ehesten ab?

  • Audacity hat keinen eingebauten Halleffekt deshalb kann ich hier auch kein allgemeingültige Lösung anbieten. Einige Audacity Versionen werden zusammen mit dem "GVerb" hall ausgeliefert, der ist aber für das, was du vorhast wahrscheinlich schon zu extrem. Eine Anleitung für den GVerb gibt es unter Arbeiten mit Effekten.


    Was du ausprobieren kannst ist wenn du aus einer Tonspur mit "Bearbeiten > In neue Tonspur kopieren" zwei identische Tonspuren machst, dann in einer der beiden Tonspuren links vorne mit dem Lautstärkeregler die Tonspur viel leiser als die andere Tonspur machst und dann mit dem Zeitverschiebewerkzeug (sieht so aus: <->) die leisere Tonspur ein ganz klein wenig nach rechts verschiebst, dann erhältst du eine künstliche Verzögerung (= Delay) des leisen Signals. Wenn du beide Tonspuren gleichzeitig abspielst wirst du hören was ich meine.


    Ein Halleffekt ist im Prinzip nichts anderes als mehrere hundert Tonspuren mit geringer Lautstärke und winzigen Zeitverschiebungen gleichzeitig abgespielt. Um einen kleinen Raum zu simulieren reicht es aber normalerweise aus wenn du zwei oder dreimal die gleiche Tonspur zeitversetzt abspielst. Mit den Laustärkereglern der zeitversetzten Spuren kannst du die Stärke des Effekts einstellen. Der Rest heisst dan "so lange rumfummeln bis es passt."


    Am Ende kannst du dann alle Tonspuren mit "Spuren > Zusammenführen" wieder zu einer einzigen Tonspur zusammenmixen. Eine bessere Lösung habe ich leider keine auf Lager.

  • Zitat von edgar-rft


    Einige Audacity Versionen werden zusammen mit dem "GVerb" hall ausgeliefert, der ist aber für das, was du vorhast wahrscheinlich schon zu extrem.


    Richtig, diesen Effekt hatte ich dank der SuFu auch schon gefunden - aber Du hast recht, der schießt für meine Zwecke weit übers Ziel hinaus.


    Zitat von edgar-rft


    Was du ausprobieren kannst ist wenn du aus einer Tonspur mit "Bearbeiten > In neue Tonspur kopieren" zwei identische Tonspuren machst, dann in einer der beiden Tonspuren links vorne mit dem Lautstärkeregler die Tonspur viel leiser als die andere Tonspur machst und dann mit dem Zeitverschiebewerkzeug (sieht so aus: <->) die leisere Tonspur ein ganz klein wenig nach rechts verschiebst, dann erhältst du eine künstliche Verzögerung (= Delay) des leisen Signals. Wenn du beide Tonspuren gleichzeitig abspielst wirst du hören was ich meine.


    Das kommt der Sache zumindest deutlich näher, vielen Dank. Der Arbeitsaufwand jedoch ist bei über 30 Takes enorm. Gibt es für solche Aufgaben eigentlich Makros / abspeicherbare Befehlsfolgen / Scripte?

  • Die "simple-delay.ny" Datei von hier unten in den Audacity Plug-Ins Ordner kopieren und Audacity neu starten. Danach sollte im unteren Teil des Audacity "Effekt" Menüs (bei mir unter "Plugin 1 bis 15") ein Effekt mit dem namen "Simple Delay" erscheinen. Dort kannst du fünf Verzögerungszeiten in Millisekunden einstellen, das simuliert dann fünf Tonspuren mit fünf verschiedenen Zeitverschiebungen. Der unterste Regler "Dry/Wet" stellt das Verhältnis der Lautstärke vom Originalsignal zur Lautstärke der zeitverzögerten Spuren ein. Voreinstellung ist "10", das bedeutet dass die Lautstärke der zeitverzögerten Spuren (alle zusammen) etwa 10% des Gesamtsignals ausmachen, nachdem der Effekt angewendet wurde.


    Der Effekt kann sich alle eingestellten Werte merken, aber nur bis Audacity beendet wird. Beim nächsten Start von Audacity steht alles wieder auf den einprogrammierten Voreinstellungen. Weil es mir jetzt zu viel Aufwand ist eine Mutiplatform konforme Konfigurationsdatei zu schreiben (was zehn mal mehr Arbeit ist als den Effekt zu programmieren), hier ein Trick wie du dir deine eigenen Voreinstellungen basteln kannst. Wenn du die "simple-delay.ny" mit einem Texteditor öffnest dann sehen die ersten Zeilen so aus:


    [m];nyquist plug-in
    ;version 3
    ;type process
    ;name "Simple Delay..."
    ;action "Simple Delay..."
    ;control delay-1 "Delay 1" real "ms" 5 0 100
    ;control delay-2 "Delay 2" real "ms" 7 0 100
    ;control delay-3 "Delay 3" real "ms" 8 0 100
    ;control delay-4 "Delay 4" real "ms" 11 0 100
    ;control delay-5 "Delay 5" real "ms" 17 0 100
    ;control volume "Dry" real "Wet" 10 0 100
    [/m]


    Die ";control" Zeilen enthalten die (rot angemalten) Werte für die einprogrammierten Voreinstellungen. Dort kannst du deine eigenen Voreinstellungen reinschreiben wenn du andere Einstellungen haben möchtest. Wie ein Nyquist Plugin funktioniert ist unter Audacity und Nyquist 2007 beschrieben.

  • Ich habe das "simple-delay.ny" jetzt doch nicht getestet. Statt dessen ist mir etwas anderes aufgefallen, das ich an dieser Stelle gern als Tipp an alle anderen Nutzer weitergeben möchte:
    Die Silverspike RoomMachine 844 - ein free VST-Plugin.


    [Blockierte Grafik: http://dl.dropbox.com/u/51340486/Silverspike%20RM%20844.gif]


    Sehr angenehm und einfach zu bedienen. Hat mir für meine Zwecke gut weitergeholfen.
    Einziger Schönheitsfehler: Es taucht in der Effektliste nicht unter "R" auf, sondern bezeichnet sich als "VST: RoomMachine 844". Etwas verwirrend.


    Gruß, Uli

  • VST funktioniert nur unter Win und Mac, aber nicht unter Linux, Unix, usw., ich kann das deshalb leider nicht ausprobieren. Was mich aber interessieren würde (weil ich übersetze gerade die englischen Bedienungsanleitungen) ist ob VST mittlerweile mit Audacity_2.0 wirklich "einfach so" funktioniert oder ob du dafür irgendwelche "VST Enabler", "VST Bridge" oder sonstigen Bibliotheken installieren mussst wie unter früheren Audacity Versionen, weil offenbar funktioniert's ja bei dir. :)

  • Zitat von edgar-rft


    ... oder ob du dafür irgendwelche "VST Enabler", "VST Bridge" oder sonstigen Bibliotheken installieren mussst wie unter früheren Audacity Versionen, weil offenbar funktioniert's ja bei dir. :)


    So ist es. Ich habe damit früher™ auch nicht experimentiert (weil bei mir der Audioschnitt für gesprochene Beiträge, Interviews, Reportagen etc. im Vordergrund stand), aber jetzt bot sich das halt mal an.
    Zu Testzwecken habe ich auch mal die Focusrite Scarlett Suite installiert - vier dll-Dateien -, das ging genauso problemlos. Installieren, deinstallieren, neu starten, perfekt. Keine Enabler, keine Bridge - zumindest habe ich nichts davon bemerkt. Einfach die *.dll ins Plug-Ins-Verzeichnis kopieren und ab geht die Luzie.


    Um ehrlich zu sein, ich hatte auch nichts anderes erwartet. ;)


    Nachtrag: Das war jetzt unter Win XP. Ich habe den neuen Windows-Versionen nie so richtig getraut, weil mir Audio wichtiger ist als Windows.
    Auf dem Laptop hier ist zwar auch noch Ubuntu drauf, aber da sich das mit meiner M-Audio Fast Track Pro nie so richtig anfreunden wollte, wurde ich da leider mit Audacity nicht wirklich produktiv.

  • Ich habe deinen VST Tipp mal unter Wo gibt es kostenlose VST und Nyquist Effekte? mit reinkopiert, weil da finden es wahrscheinlich mehr Leute.


    Zitat

    ... weil mir Audio wichtiger ist als Windows ...


    Ich bin eigentlich auch kein Grundsatzdiskutierer der Marke "alle Software muss frei und kostenlos sein" oder "mein System ist das beste und alles andere ist Murks". Ich bin eigentlich der Meinung "Das Publikum ist daran interessiert wie das Ergebnis klingt, niemand will wissen ob du das mit Audacity, Cubase, Protools, Windows, Mac, Linux oder sonstwas gemacht hast, sondern nur das Ergebnis zählt".


    Ich habe schon mit Windows, Mac, und mehreren Linux und Unix Versionen gearbeitet und muss sagen dass ich um Linux zu lernen ungefähr doppelt so lange gebraucht habe wie für Windows und Mac zusammen. Was professionelle Audiobearbeitung angeht (ich meine Cubase oder ProTools, nicht Audacity) sieht es unter Linux immer noch ziemlich schwach aus.


    Der Vorteil von Linux ist dass wenn du es irgendwann dann mal endlich kapiert hast (hoffentlich bist du schneller als ich), dann ist es nur noch eine Frage wie viel Aufwand du selber hineinstecken willst um das Ergebnis so hinzubekommen wie du es eigentlich schon immer haben wolltest. Unter Linux gibt es nicht das Problem dass du an irgendwelche Unterlagen nicht drankommst weil irgendeine Firma das für ein superwichtiges Betriebsgeheimnis hält was du gerade wissen musst.


    Der Nachteil ist aber dass du unter Linux das meiste selber machen musst wenn es wirklich gut sein soll.

  • Zitat von edgar-rft:1333775457

    ...Was mich aber interessieren würde (weil ich übersetze gerade die englischen Bedienungsanleitungen) ist ob VST mittlerweile mit Audacity_2.0 wirklich "einfach so" funktioniert oder ob du dafür irgendwelche "VST Enabler", "VST Bridge" oder sonstigen Bibliotheken installieren mussst wie unter früheren Audacity Versionen, weil offenbar funktioniert's ja bei dir. :)....


    Kurz gesagt ja. Einfach die Datei entpacken, die DLL-Datei in den "Plug-In" Ordner kopieren und schon funzt es. Große Effekte habe ich bisher nicht erkennen können. Aber das Feintuning ist nicht schlecht. Müßte man nur schauen, was man was für was dort einstellen muß. Ansonsten nicht schlecht.

  • Im Grunde genommen ist das Tool dazu da, einen Raum mit verschiedenen Lautsprecherpositionen zu simulieren; deswegen, Pan, Distance und Stereo.


    Da das für meinen Bearbeitungszweck gar nicht nötig ist, kann ich fast alles auf 12 Uhr stellen; dry/wet lassen wir unberührt und nur ein wenig an der Raumgröße (Room) fummeln, schon hat man genau den Effekt wie in Zug, Bus oder Tram.
    Genau da wollte ich hin. :)


    Gruß, Uli

  • Zitat von udnobbe

    ... Genau da wollte ich hin. :) ...


    Im Grunde ist das ja nicht schlecht. Schade, das es sowas nicht auch für andere Zwecke gibt. Das man etwas mehr in den bereich kommt, das man Logisch einstellen kann, was man erreichen will (Badezimmer, Kirche, Bahnhof usw.). Aber wer weiß, was noch kommt.