Mikrofonaufnahme sehr leise

  • Für die Mikrofonaufnahmen verwende ich mein gutes altes AKG Mikrofon D190C 200 Ohm. Zwar höre ich das Aufgenommene, jedoch ganz leise.
    Hat jemand eine Idee, woran das liegen kann? Ist mein gutes altes Mikrofon ungeeigent? Ich habe es auf unterschiedlichen PC's versucht, um den PC als Fehlerquelle auszuschliessen.
    Wenn das Mikrofon, mit dem ich auf meiner Revox A77 exzellente Aufnahmen gemacht habe, für die PC-Welt untauglich ist, welches wäre brauchbar?
    Ich möchte unsere Musikabende aufnehmen (Gitarren, Gesang, Keyboard).
    Vielen Dank für Eure Hilfe.
    Franz

  • Diesen dynamischen (!) Klassiker mit Kleintuchelstecker (?) an den PC zu bringen, bringt kaum gute Ergebnisse. Das würde Dir selbst mit einem anderen dynamischen Shure, Sennheiser, AKG, Beyer oder Rode (etc.) passieren.


    Zum einen liefern dynamische Mikrofone Werte von einskommawenig mV/Pa und zum anderen musst Du das gute Mikrofon an einen minderwertigen Eingang - ohne saubere Vorverstärkung! - adaptieren. Der PC hat nun mal keinen klassischen Mikrofon-VV wie bei Mischpulten oder Audio-Interfaces - und mit einer ordentlichen Revox oder Nagra ist das auch nicht zu vergleichen. Die Miniklinken-Buchse an der PC-Soundkarte kann noch nicht mal 48 Volt Phantomspeisung bereitstellen.
    Das, was da üblicherweise angeschlossen wird, sind Backelektret-Kondensatoren mit weniger als 5 Volt, und das war's auch schon. Von störenden Einflüssen auf interne Soundkarten, die mit verstärkt werden, möchte ich erst gar nicht sprechen.


    Kurz und knapp: Das wird nichts ordentliches, also vergiss' die ganzen Adapter.
    Es liegt nicht am Mikrofon, sondern die OnBoard-Soundkarten sind dafür schlichtweg nicht geeignet.


    Lösungen?


    1.) Externe Audio-Interfaces mit ordentlichen Vorverstärkern und zumeist USB-Anschluss (FireWire gibt es auch und ist sogar empfehlenswerter - allerdings ist dann die Stromversorgung ein ganz eigenes Thema). Gute Qualitäten bieten hier z.B. M-Audio oder - von mir bevorzugt - Focusrite. Preislich wie qualitativ gibt es da aber sowohl nach oben wie nach unten noch Spielraum.
    Wie eine Aufnahme dynamischer Mikrofone an dem Interface M-Audio Fast Track Pro mit Audacity und verstärkender Nachbearbeitung darin klingen kann, hörst Du (am besten unter Kopfhörern) in diesem Video.


    2.) Mischpulte mit USB-Anschluss (parallel zum Master), wenn es denn mal mehrere Mikrofone sein sollen, die vor der Aufnahme abgemischt werden möchten. Dein Hinweis auf die Abnahme mehrerer Quellen beim Musikabend ließ mich darauf kommen.


    Ob alte dynamische Mikrofone eine bessere Qualität liefern als heutige Modelle, darüber lässt sich trefflich streiten. Wenn es um Aufnahme-Klassiker geht (die es auch heute noch gibt, eben weil sie einen Kult-Status besitzen), nennen die meisten Tonis einige Typen in der Diskussion.
    Das von Dir hier angeführte Mikrofon war bislang nicht dabei; ich habe seinen Namen heute zum ersten Mal gelesen.


    Viel Erfolg mit Deinen Aufnahmen.

  • Vielen Dank udnobbe,
    du hast mir sehr geholfen das Problem zu verstehen.
    Bisher habe ich die Aufnahmen "russisch" gemacht, nämlich habe ich auf die Revox A77 mit meinem AKG Mikrofon aufgenommen und danach habe ich das Ganze auf den PC überspielt, wo ich auf der A77 das Kabel an den Kopfhörerausgang gesteckt habe und den Eingang am PC auf den Mikrofoneingang. Dann habe ich die Songs mit Audacity digitalisiert und danach eine CD gepresst.
    Aufgrund der tollen Möglichkeiten, welche Audacity bietet, wollte ich gleich auf den PC aufnehmen, vielleicht sogar einige Spuren, die ich nacheinander selber aufnehmen kann, um danach alles zusammenzumischen. Sozusagen als One-Man-Band klingen wie eine Band.
    Also werde ich den Versuch unternehmen, und ein passendes Mikrofon kaufen, selbst wenn es nicht der AKG Qualität entsprechen sollte. Aber durch mein russisches Verfahren bleibt ja ebenfalls viel Qualität liegen, weshalb ich die Möglichkeiten von Audacity in Zukunft nützen möchte.
    Hast du eine Idee von Preis des von dir empfohlenen Mikrofones?
    Nochmals herzlichen Dank und Grüsse,
    Franz

  • Nicht das Mikrofon ist die Antwort, sondern die Soundkarte - sie ist der qualitative Flaschenhals.


    Grundsätzlich empfehle ich für Direktaufnahmen am PC nicht die OnBoard-Soundkarten oder daran anschließbare Mikrofone (das ist die Headset-Klasse für Gamer und Skype-Telefonierer, auch wenn es da qualitativ respektable Mikrofone geben mag).
    USB-Mikrofone, die mit dem eingebauten A/D-Wandler, mögen hier eine Zwischenlösung sein - so richtig vom Hocker reißen sie mich aber bislang nicht.


    Für mich persönlich (!) geht so was nicht ohne ein anständiges USB-Audiointerface bzw. ein USB-Mischpult mit guten Mikrofonvorverstärkern. Zusammen mit einem guten dynamischen Mikrofon kommt man da unter 150 Euro nicht weg, es geht eher sehr schnell Richtung 200 Euro. Mögliche Herstellernamen für Interfaces habe ich im vorigen Beitrag schon erwähnt.


    Eine Mikrofon-Empfehlung möchte ich hier nicht aussprechen, weil ich damit einen Graben- und Glaubenskrieg eröffnen würde. Wenn Du Dir aber das verlinkte Video anhörst, wirst Du erkennen, für was mein Herz schlägt. Kleiner Tipp: Im Vergleich ist mein Favorit günstiger und kann meiner Meinung nach mehr.


    Übrigens: Das Mikrofon in meinem Avatar, das mit dem "Pelz", ist ein Røde M3, ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon mit optionaler Phantomspeisung per Batterie. Es ist ein durchaus gelungener Nachbau des beinahe schon legendären AKG C 1000 S.
    Aktuell ist es genau so günstig zu haben wie ein Sennheiser e 835, was an sich schon unglaublich ist.


    Nur mal so als Denkanstöße fürs kleine Heimstudio - und auch das mobile Setup. ;)

  • Lieber udnobbe,
    vielen Dank für deinen Input. Ich habe deinen Blog angeschaut und staune über dein detailliertes Wissen zu dieser Materie. Ganz klar ist mir noch nicht, wie meine ideale Lösung aussehen soll, aber ich komme dieser immer näher.
    Verstehe ich dich richtig, dass ein kompaktes Mischpult, welches auf der einen Seite mein bestehendes AKG Mikrofon als Eingang hat und auf der anderen Seite einen USB Anschluss zum PC hat, die Lösung sein könnte. Ich bin durchaus bereit, ein paar Hundert Euro in die Lösung zu investieren.
    Leider kann ich den von dir erwähnten Link zum Video nicht finden.
    Herzliche Grüsse aus Wien,
    Franz

  • Zitat von hopi

    Ganz klar ist mir noch nicht, wie meine ideale Lösung aussehen soll, aber ich komme dieser immer näher.


    Du bist schon auf dem richtigen Pfad. "Ideal" bezieht sich letztlich darauf, wie kompakt oder aufwändig Du das ganze halten möchtest. Wirst Du das bisherige AKG-Mikrofon beibehalten? Hat es einen Kleintuchelstecker, der auf XLR adaptiert ist oder hat es bereits einen XLR-Stecker?
    (Erinnert mich irgendwie an den Klassiker Sennheiser MD 421)
    In dem Fall kannst Du Dich rein ausgabetechnisch auf das Bindeglied zwischen Mikrofon und PC konzentrieren.


    Ist ein (oder mehrere) zusätzliche Mikrofone in der Anschaffung geplant, darf man mit plus/minus 100 Euro je Mikrofon rechnen (AKG, Røde, Sennheiser, Shure) - in dem Bereich entscheidet das Gehör, tauglich sind sie alle. Wobei ich persönlich in der Mikrofonierung etwas variieren würde, speziell bei Instrumenten und Gesang. Aber das ist eine andere Baustelle.


    Zitat von hopi

    Verstehe ich dich richtig, dass ein kompaktes Mischpult, welches auf der einen Seite mein bestehendes AKG Mikrofon als Eingang hat und auf der anderen Seite einen USB Anschluss zum PC hat, die Lösung sein könnte.


    So ist es, ja. Da kann ein wirklich kompaktes Mischpult schon reichen. Wichtig ist, dass a) der Vorverstärker gut ist und b) der A/D-Wandler in der USB-Schnittstelle auch was taugt. Für Dein Vorhaben dürfte auch ein Drehpoti reichen, da müssen es keine 100-mm-Fader sein.
    :cool:
    Ob nun ein kompaktes USB-Mischpult mit USB oder ein USB Audio-Interface für Dich eher infrage kommt, ist eine persönliche und qualitative Entscheidung.
    Derzeit nutze ich für reine Sprachaufnahmen, wenn ich unterwegs bin, das Focusrite Scarlett 2i2.
    8-( Oh, wie ich sehe, hat die Scarlett-Familie Zuwachs bekommen, da sind ja Geschwisterchen aufgetaucht... interessant.


    Zitat von hopi

    Ich bin durchaus bereit, ein paar Hundert Euro in die Lösung zu investieren.


    Je nach Investitionswunsch schätze ich den Preisbereich irgendwo auf zwischen 60 und 150 Euro als Basis. Nach oben ist natürlich - wie so oft - alles offen.


    Zitat von hopi

    Leider kann ich den von dir erwähnten Link zum Video nicht finden.


    Es ist aber noch da, ich hatte den Link im Text (blau hervorgehoben) versteckt.
    Im Klartext: http://www.youtube.com/watch?v=b4qGQplI71I.


    Einige Rückmeldungen besagen: "Och, da hört man aber keinen Unterschied." Na denn, wenn dem so ist: Warum dann (mindestens) 25 Euro mehr ausgeben?
    Meine Ohren hören da einen Unterschied - nicht am Laptop, aber auf halbwegs brauchbaren Lautsprechern. Aber ich werde den Test bei Gelegenheit erneuern, dann kommen noch das Røde M1 und das AKG D5 hinzu. Könnte sehr spannend werden - auch wenn das leicht unfair ist, wenn eine Superniere (AKG) gegen drei Nieren antreten muss. Die bisherigen Testberichte und Videos lassen mich aber schon ahnen, wo die Reise hin geht und welcher Kandidat da hinten runter fällt.


    Ich hatte Dir das nur verlinkt, um zu verdeutlichen, welche Ergebnisse man mit dynamischen Mikrofonen und einem Audio-Interface (hier: dem M-Audio Fast Track Pro, scheint nicht mehr im Markt zu sein) erzielen kann. Auf jeden Fall besser als ein dynamisches Mikrofon auf die Miniklinke an der PC-Soundkarte zu adaptieren.


    Wenn es noch ausführlicher werden soll (gleich bekomme ich hier von einem der Moderatoren oder dem Admin eins aufs Dach), empfehle ich den direkten Kontakt per Skype oder auch telefonisch, wenn Du eine Europa-Flatrate hast. Du kannst mir über dieses Forum eine Mail zukommen lassen.