Stereo, anpassen der Ortungsrichtung

  • Hallo,


    ich habe eine Aufnahme mit Audacity gemacht. AB-Aufstellung bei ca. 25cm Abstand- Richtmikrofon bei ca. 90° Innenwinkel. Kanal links habe ich auf die Trompeten und den Kanal rechts auf die Tuba gestellt. Dazwischen die anderen Instrumente. Es klingt ja eigentlich ganz gut. Beim Nachhören habe ich nur festgestellt, dass der Raumwinkel sehr eng ist. Die Trompete scheint irgendwie 15° nach innen und die Tuba in der Mitte zu stehen. Das mit der Tuba liegt wohl an dem geringen Abstand, wodurch vermutlich kaum eine ortungsfähige Phasendifferenzen besteht. Ich würde die Tiefen auf dem rechten Kanal verstärken und links abschwächen. Hier ist vermutlich sowieso keine Laufzeitstereophonie möglich. Wie die Trompete zu drehen ist, davon habe ich aber nur sehr wage Vorstellung. Kann das jemand kommentieren erläutern oder irgendwas produktives beisteuern.
    Ich dachte, wenn ich die beiden Kanäle gegeneinander zeitlich verschiebe, dann drehe ich ja alles und auch nicht wirklich mathematisch richtig.


    Gruß Alberich

  • Mit einer zeitlichen Verschiebung beider Kanäle gegeneinander wirst du dir mit "handelsüblichen" Samplingfrequenzen (44100 oder 48000 Hertz) mehr Probleme als Verbesserungen einhandeln, weil die zeitliche Auflösung der Samples zu gering ist (du kannst keine Bruchteile von Samples hin und herschieben), so etwas macht erst bei "professionellen" Samplingfrequenzen ab 192_Kilo-Hertz aufwärts einen Sinn.


    Um den Aufnahmewinkel nachträglich zu verändern gibt es auch noch einen anderen Trick. Wenn du gegenphasige Anteile der beiden Stereokanäle auf den jeweils anderen Kanal mischt, kannst du den Aufnahmewinkel künstlich verbreitern. In wie weit sich das gut oder schlecht anhört musst du ausprobieren.


    Die grundsätzliche Vorgehensweise dabei ist:


    [m]Rechts = Rechts - (Links * 0.01 ... 0.5)
    Links= Links - (Rechts * 0.01 ... 0.5)[/m]


    Unter Nyquist Generator- und Effekt-PlugIns mit deutscher Oberfläche gibt es einen "Weitwinkel-Stereo" Effekt, mit dem die Stereo-Basisbreite (der Aufnahmewinkel) nachträglich verändet werden kann.


    Eine Kanal-abhängige Basskorrektur wird bei Wiedergabe in normalen Wohnräumen (Hifi-Anlage im Wohnzimmer) nicht viel bringen, da Frequenzen unterhalb von ca. 300_Hertz in Wohnräumen auf Grund des zu geringen Lautsprecherabstands und zu geringer Grösse der Räume und der dadurch entstehenden Wand-Reflektionen sowieso kaum mehr ortbar sind. So macht erst bei Lautsprecherabständen von mehreren Metern in Räumen der Grössenordnung Turnhalle einen Sinn.

  • Die Aufnahme habe ich mit 24 bit 96kHz gemacht (Kleinmembrankondensatormikrofone)...?
    Man könnte das Signal sicherlich auf 192 kHz erweitern? Hörbar sind Frequenzen ja prinzipiell nur bis 20 kHz, digital dann mit 40 kHz abbildbar, da dürfte das Fehlen echten Inhalts bei 96 kHz oder gar 192 kHz sicher nicht mehr ins Gewicht fallen?
    Ich probier jetzt die Gegenkanalinversbeimischung, würde aber trotzdem gern mit der Phasenschiebung experimentieren?
    Bzgl. Bass ist die Pegeländerung dann wohl ausreichend?


    Vielen Dank
    Gruß Alberich

  • Zitat

    Hörbar sind Frequenzen ja prinzipiell nur bis 20 kHz, digital dann mit 40 kHz abbildbar, da dürfte das Fehlen echten Inhalts bei 96 kHz oder gar 192 kHz sicher nicht mehr ins Gewicht fallen?


    Das konkrete Problem bei der Zeitverschiebung beider Stereo Kanäle gegeneinander ist, dass durch die Zeitverschiebung ein Kammfilter Effekt entsteht. Das Arbeiten mit dem mehrfachen der notwendigen Samplefrequenz (Oversampling) hat den Vorteil, dass der grösste Teil der durch die Zeitverschiebung hervorgerufenenen Rechenfehler und Phasenauslöschungen in den "unhörbaren" Bereich fällt und beim Herunterrechnen ganz am Ende auf 44100 oder 48000 Hertz einfach "unter den Tisch fällt" und damit von alleine verschwindet. Eine Zeitverschiebung von mehr als einem Sample der endgültigen Samplefrequenz (44100 oder 48000 Hertz) wird aber in jedem Fall Auswirkungen auf den Mittel- und Hochtonbereich haben. Auch hier gilt wieder, dass sich das je nach Aufnahme gut oder schlecht anhören kann und deshalb nur durch Ausprobieren herausgefunden werden kann.

  • Ich schreibs jetzt einfach mal hier rein:


    edgar hatte schonmal von Rechenfehler geschrieben
    und ich habs gelesen.


    Ich find die Idee auch gut, ist eben im gegebenen Rahmen
    das Workaround für verlusstlosigkeit. Mit der aktuellen
    Version von Audacity stürzt mir das Programm aber ab,
    wenn ich zb 88,2 kHz Frequenz eingestellt habe und
    dann den Rauschfilter benutze.


    Seit dem bin ich quasi ein wenig Traumatisiert und
    vorsichtig. Bin es nicht gewohnt das opensource abstürzt. ;)
    (naja, ist ja noch eine Vorversion, da ist das normal)


    Hab Platz genug und will mir lieber nichts verbauen und später
    auch lieber abschneiden. Hat sonst noch einer das Problem hier?